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Ratisbona Versus Continentem = Regensburg von der Land Seiten

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Ein paar Tage lang hatten meine Freunde und ich ein Rätsel zu lösen: wie ist dieses Bild zu datieren:


Jemand hat dies bei einem Flohmarkt gekauft, keine Signatur gefunden, im Internet recherchiert und ist dabei auf meinen Blog gestoßen. Er schrieb mich an, ich schrieb wiederum Freunde an, wir machten uns an die Arbeit.

Wir rätselten erst mal, welcher Stadt-Zustand hier gezeigt wird: 1800? Gar bis 1850? Aber die Zeitenwende um 1800, das war schon die Zeit von Fürst Dalberg, der die Fortifikationen (Wehrbefestigungen außerhalb und an der Mauer, im Bild die dreieckigen Vorsprünge) nach und nach entfernen ließ bzw. gelassen hatte,  und der stattdessen den berühmten Alleen-Gürtel um die Stadtmauer herum errichtete.Waren da die zu sehenden Sockelreste noch da?

Um das Datum einzukreisen, hätten wir uns also schlau machen müssen, wann was abgebaut wurde. Und links im Bild sieht man übrigens als runden Sockel die völlig frei stehende Richtstätte vor dem Jakobstor, die heute auf einem Privatgrundstück steht (ich hatte schon mal darüber berichtet, als ich ein 3D-Modell entdeckt hatte).

Aber die Suche erledigte sich, als ich in einer Nachtsitzung die alten Stiche auf bavarikon.de und anschließend in der Moll-Sammlung durchforstete. Ich fand denjenigen Stich, von dem der unbekannte Maler das Regensburg von 1740 abgemalt hat. Jawohl, 1740, so wird der Stich datiert, den ein Bernard Werner erstellte:

Werner, 1740, Regensburg von der Land seiten


Ratisbona Versus Continentem = Regenspurg von der Land Seiten Autor: Werner, Frid. Bernard, 1690-1778. Ein wirklich sehr aufschlussreicher Stich nach einer Zeichnung von Werner aus dem Jahre 1740.

Die beste, zoombare Version gibt es auf den Seiten des Moll-Museums, das großzigerweise sogar den Download einer relativ hochauflösenden Version zulässt:



Genau genommen gibt es zwei Stadtansichten von Werner, eines von Norden (von der Wasser seiten) und eines von Süden aus gesehen (von der Land Seiten).  Ich habe hier eine Gesamtbild erstellt, also ein Bild aus zwei Screenshots:

Beide Stadtansichten von Werner in einer jpg-Grafik, 1740


Ratisbona Versus Continentem
http://mapy.mzk.cz/de/mzk03/001/055/181/2619321159_01

Ratisbona Vers Danubium
http://mapy.mzk.cz/de/mzk03/001/055/182/2619321159_02/

Siehe auch:

http://regensburg-historisch.blogspot.de/2016/09/1740-werner-stadtansichten-uberblick.html
http://regensburg-historisch.blogspot.de/2016/09/1740-werner-regensburg-von-der-wasser.html
http://regensburg-historisch.blogspot.de/2016/09/1740-werner-regensburg-von-der-land.html

Andere Quellen 

andere Quellen für die Bilder wären z.B. bavarikon (Bayer. Staatsbibliothek)

http://www.bavarikon.de/object/bav:BSB-BAR-0000000000117662



Eisenbahn-Erlebnistag am Hauptbahnhof Regensburg

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Eisenbahn-Erlebnistag am Hauptbahnhof Regensburg



Am 9. Oktober 2016 findet zum dritten Mal der Eisenbahnerlebnistag für Groß und Klein am Hauptbahnhof in Regensburg statt.

Von 10 bis 17 Uhr gibt es ein buntes Programm rund um den Bahnhof

Eisen­bahnfans werden  Mitfahrten auf dem Führer­stand einer Rangierlok im Bahnhofs­be­reich angeboten.

Beson­deres „Schmankerl“ sind die Dampf­zug­fahrten mit den Fahrzeugen des „Baye­ri­schen Lokal­bahn­vereins“! Mit der über hundert­jäh­rigen Dampflok 70 083 und zweiach­sigen Platt­form­wagen besteht die Möglichkeit, in die Nachbar­stadt Neutraubling zu fahren. Die nostal­gische Zuggar­nitur pendelt insgesamt dreimal zwischen Regensburg und Neutraubling.


Am Bahnhofs­vor­platz gibt es für die hungrigen Festbe­sucher Gegrilltes sowie kühle Getränke.

Am Gleis 101 erwartet die Besucher der Bistro-Wagen des Alex im rot-beigen TEE-Design. Das Wagen­innere ist im Stil der 1970er-Jahre. Dort bietet der Trach­ten­verein „Regensburg Stamm“ Kaffee und selbst­ge­ba­ckene Kuchen an. Zwischen­durch gibt die Jugend­gruppe des Trach­ten­vereins eine Kostprobe ihrer Tanzkünste.

Am Bahnsteig 1 befinden sich neben den Infor­ma­ti­ons­ständen von Agilis, Länderbahn und Bundes­po­lizei auch die Modellbahn-Modul­anlage der RSWE.

Und für die Kinder? Die jüngsten Besucher können auf einer Kinde­rei­senbahn zum Mitfahren ihre Runden drehen oder den Stand der Mittel­baye­ri­schen Zeitung zum Kinder­schminken aufsuchen.

Achtung - Neues zu den Terminen "Offene Ateliers"

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Ich hatte den Tag "Offene Ateliers" für den 16. Oktober 2016 angekündigt. Das stimmt auch - aber mittlerweile sind die Programmhefte da, und ich stelle fest: es gibt zwei Termine:

  •  9. Oktober 2016 - für den Landkreis Regensburg
  • 16. Oktober 2016 - für Regensburg Stadt.

Das bedeutet: wer Interesse hat, kann schon an diesem Sonntag beginnen, und das ist empfehlenswert.

Die Ateliers im Landkreis habe ich z.T. schon 2014 besucht, aber nicht alle geschafft. Es war ein spannender Tag und einen kleinen Teil daraus hatte ich damals dokumentiert:

Letztgenannten Artikel habe ich heute nachträglich verfasst und rückdatiert auf Okt 2014 eingestellt.


Veranstalter ist der BBK, dessen Webseite ist
Dort findet man mittlerweile die beiden Flyer für die Tage "Offene Ateliers" (im Landkreis sowie in Regensburg)


OFFENE ATELIERS
im Landkreis Regensburg und in der Oberpfalz
Oberpfälzer Künstlerinnen und Künstler öffnen am Sonntag, den 9. Oktober 2016
von 13.00 bis 19.00 Uhr ihre Ateliers.
» Info-Flyer





OFFENE ATELIERS
im Stadtgebiet Regensburg
Regensburger Künstlerinnen und Künstler öffnen am Sonntag, den 16. Oktober 2016
von 13.00 bis 19.00 Uhr ihre Ateliers.
» Info-Flyer

 

Das Ohmwerk- der historische Schiffsdurchzug an der Steinernen Brücke

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Über das historische Ohmwerk (Schiffsdurchzug) an der Steinernen Brücke wollte ich schon lange etwas schreiben. Da ich beim letzten Tag des offenen Denkmals Gelegenheit hatte, ein paar Innen-Fotos zu schießen kann ich den Artikel-Entwurf jetzt abrunden und veröffentlichen.

Besichtigung des Schiffsdurchzugs (Ohmwerk) am Denkmaltag 2016

Ein paar Meter von der Steinernen Brücke entfernt, auf der Höhe des Platzes "Am Wiedfang", befindet sich ein kleines gelbes  Gebäude, das Ohmwerk, gelegentlich auch Schiffswindenhäuschen genannt.

Es handelt sich um einen elektrisch betriebenen Schiffsdurchzug, der 1914 bis 1964 half, die Schiffe gegen die Strömung durch die Brücke hindurch zu ziehen, und gehört zu den Denkmälern in Regensburg. Er wird auch Treidelschiffsdurchzug genannt.

Es wurde aufgrund einer Privatinitiative restauriert und 2012 "wiedereröffnet".




Was ist ein Schiffsdurchzug

Schon ab 1353 gab es solche Schiffsdurchzüge, zunächst auf Stadtamhofer dann auch auf der Regensburger Seite.

In diesem Artikel will ich etwas zur Geschichte erklären und Fotos vom Denkmaltag 2016 zeigen. An diesem Tag konnte man das Ohmwerk innen besichtigen und erhielt eine gut gemachte Führung.

Das Treideln

Schiffe konnten problemlos flussabwärts fahren. Flussaufwärts (bergwärts) musste man "treideln". Das heißt, sie wurden von Menschen oder Pferden vom Ufer aus flussaufwärts gezogen.

Treideln mit Pferden


Treideln mit Menschen

Diese Strecke mussten die Treidler in Regensburg überwinden



Das Problem an der Steinernen Brücke

Die im Jahre 1146 vollendete Steinerne Brücke steht auf breiten Pfeiler-Inseln. Das ergab Probleme für das Treideln:

  1. durch die verminderte Oberfläche fließt dort das Wasser wesentlich schneller als vor und nach der Brücke (Wasser lässt sich nicht wie Luft komprimieren, muss also schneller fließen)
  2. durch die Stauwirkung ergibt sich ein beträchtlicher Höhenunterschied beim Wasserstand, den die Schiffe überwinden mussten
  3. nach der Brücke gibt es gefürchtete Wasserströmungen - die Donaustrudel

Die Treidler hatten also bei der Brücke schwer zu kämpfen.

Die Pfeilersockel, auf denen die Steinerne steht, sind extrem breit im Verhältnis zur gesamten Flussbreite - die Stauwirkung ist enorm.  Der Höhenunterschied beträgt über einen halben Meter. Gut, um dort Mühlen zu betreiben, schlecht für die Schiffe.

Auszug aus einem Bild aus 1644 (Abriss der Stadt Regensburg) zeigt die Engstellen und die damals auf den Brückenpfeilern stehenden Mühl-Häuschen

Merians Bild von der Steinernen Brücke zeigt die verengten Stellen und die Mühlen

Erste Lösung Kanal

Ein Lösungsansatz wäre vielleicht Kanal, der an der Brücke vorbei geht. Tatsächlich wurde der schon von früheren Geschichtsschreibern vermutete Umgehungs-Kanal mittlerweile einigermaßen bestätigt, aber unklar ist immer noch, ob er nicht schon vor dem Brückenbau existierte und ob er nicht auch andere  Funktionen  hatte.

Der Kanal ging kurz vor der Brücke in die Altstadt und auf der Höhe der Thundorfer Straße wieder in die Donau. Die Kanalmündungen sieht man auf einer alten Karte in der "Schedelschen Chronik", wobei man aber vermutet, dass der "rückfluss" nicht ganz so weit flussabwärts war, wie in diesem Bild.



Regensburg in: Schedelsche Weltchronik, 1493



Der obere Kanalzufluss




eine zweite Mündung soll wahrscheinlich den Kanalrückfluss anzeigen,
ist aber nach Ansicht von Fachleuten eher zu weit abwärts angesetzt
Sicher ist inzwischen nur, dass so eine Art Kanal da war, das ergibt ein Fachartikel von Dr. Lutz-Michael Dallmeier (http://www.heimatforschung-regensburg.de/2279/1/1107021_DTL1744.pdf).


Rechnen wir aber mal nach: das Wassergefälle im "Umgehungs"-Kanal (wenn er denn wirklich die Umgehungs-Funktion hatte) ist ja zwangsweise dasselbe wie an der Brücke selbst. Die Strömungs-Geschwindigkeit ist etwas geringer, weil es sich das Gefälle über eine größere Strecke hinweg verteilt, aber rechnerisch gesehen macht das nicht viel aus. Außerdem:  dass man eine größere Strecke ziehen muss ist auch wieder ein Nachteil.

Also selbst wenn der Kanal diese Funktion hatte, beim Treideln zu helfen - die optimale Lösung ist das nicht.

Außerdem wurde der Kanal im Laufe der Zeit zugeschüttet. Zugeschüttet wurde der  anlässlich des Baus des Amberger Salzstadels 1515 bzw. des Regensburger Salzstadels 1620 (der Salzstadel an der Historischen Wurstkuchl).

Spätestens jetzt war eine andere Lösung geboten.


Zweite Lösung Schiffsdurchzug

Das Problem mit der Brückenströmung hatte man nicht nur in Regensburg, sondern an allen Flüssen mit Schiffsverkehr. Hier erfand man die Schiffsdurchzüge.
 Ein Schiffsdurchzug ist eine Seilwinde, die durch Menschen, Tiere, Dampfloks oder elektrischen Strom betrieben wird.
Diese Lösungen gab es auch in Regensburg, und zwar auf beiden Seiten der Brücke. Also  sowohl auf Stadtamhofer Seite (nördlicher Brückenkopf) als auch auf der Regensburger Seite (südlicher Brückenkopf, also ungefähr dort, wo das heutige Ohmwerk ist)
  • Nordseite, Stadtamhof: Nach alten Chroniken war am nördlichen Brückenkopf (Stadtamhof) ca 1353 bis 1486 eine große, wohl hölzerne Seilwinde eingesetzt, das sog. Antwerch. Auf der Webseite des Katharinenspitals wird als Anfangsdatum sogar schon das Jahr 1236 oder früher genannt
  • Südseite, Regensburg: 1559 wurde oberhalb der Brücke, am Wiedfang, ebenfalls eine hölzerne Winde installiert, das sog. Ohmwerk. Es existiert nicht mehr und man hat auch keine Bilder.
Wir wollen uns nur den Schiffsdurchzug an der Südseite ansehen, etwa dort, wo heute der Wiedfang ist.


Ausschnitt aus 1589 Kirchmaier Warhafftige Contrafactur ...
http://regensburg-historisch.blogspot.de/2016/10/1589-warhafftige-contrafactur-teil-1.html


Dieser 1559 installierte erste Schiffsdurchzug ist nicht das heute sichbare Ohmwerk. Es wird in vielen Publikationen oft "Ohmwerk" benannt (zur Benennungsproblematik komme ich später noch mal)

Im Jahre 1610 wurde der ersten Schiffsdurchzug in einen neuerrichten Mauerturm verlegt, den man den Ohmturm nannte.

Im Jahre 1849 verschwand der  alte Schiffsdurchzug ganz. Der Ohmturm, in dem es sich befand, wurde anlässlich der Umbauten in diesem Bereich abgerissen (Quelle).


Elektrischer Schiffsdurchzug - das neue Ohmwerk ab 1914

Im Laufe der Zeit bekamen viele Schiffe Dampfantrieb, die ein Treideln an der normalen Uferstrecke erübrigten. Aber die hatten nur paar PS und waren zu schwach um das Gefälle an der Steinernen Brücke zu überwinden.

Man überlegte also um 1900 einen maschinell betriebenen Schiffsdurchzug. Während man in anderen Städten auf Pferde oder Dampfmaschinen (bzw., so wie ich das bei der Führung verstanden habe, Dampfloks am Ufer) setzte, plante man in Regensburg um 1900 einen elektrisch betriebenen Schiffsdurchzug - das bis heute so genante Ohmwerk.

Das war dann praktisch eine elektrisch angetriebene Seilwinde und ein Drahtseil, das über zwei Umlenkrollen am Ufer mit dem Schiff verbunden wurde. Untergebracht wurde es im Gebäude Am Wiedfang 5a.

Das gelbe Haus: das Ohmwerk Regensburg



Zur Klarstellung: nur das kleine Häuschen ist das Ohmwerk








1913 erhielt die Firma MAN den Auftrag; Baubeginn war im Februar 1914. Als Antrieb diente ein 550-Volt-Gleichstrommotor von Siemens-Schuckert mit einer Leistung von 50 PS - ein Straßenbahnmotor.

Aber woher soviel Gleichstrom nehmen? Nun, der Strom wurde aus dem Netz der Regensburger Straßenbahn entnommen, die einige Zeit zuvor eingerichtet wurde.













Die Steuerung


Ein Fenster am Erker ermöglicht einen eingeschränkten Blick auf die Donau, aber wahrscheinlich waren sowieso Helfer draußen, die für den Überblick sorgeten. Ein umgebauter Straßenbahn-Schalthebel diente zum Schalten des Motors.










Die Klappe und die Umlenkrollen

Da der Winkel vom Ohmwerk-Gebäude zum Schiff an der gebogenen Uferstelle etwas unglücklich war, arbeitete man mit einem oder zwei Umlenkrollen. Die Verankerungen sollen angeblich noch sichtbar sein.

Außerdem sieht man außen an dem gelben Häuschen noch die hölzerne, blaugrüne Klappe , in der das Seil herauskam.  Öffnet man sie, kann man durch eine Glasscheibe in einen dunklen Raum spähen







Siehe dazu  auch die interessanten älteren Fotos auf der Webseite des Schiffahrtsmuseums: http://donau-schiffahrtsmuseum-regensburg.de/index.php?page=12


Technische Daten der Winde

KenngrößeDaten
Inbetriebnahme15. Juli 1914
HerstellerMAN
Zugkraft5000 kg (50.000 N)
Zuggeschwindigkeit15 m/min
max. Zuglänge270 m
Seildurchmesser22 mm
Seiltrommeldurchmesser650 mm
AntriebsmotorHersteller: Siemens-Schuckert
SSW 590428 N Typ GH 250
50 PS bei 850 min−1
Spannung500 V Gleichspannung
GetriebeSchneckengetriebe mit Stirnradübersetzung 1:100
Einstellung Regelbetrieb17. Januar 1964
Wiedereröffnung als
technisches Denkmal
21. Juli 2012










Die Betriebseinstellung im Jahre 1964


Die Abhängigkeit vom Straßenbahnstrom führte auch dazu, dass das heutige Ohmwerk 1964  eingestellt wurde.

Denn am 31.7.1964 sollte der Straßenbahnbetrieb in Regensburg beendet werden, der ursprüngliche Stromlieferant somit wegfallen. Inzwischen waren aber die meisten Schiffe mit stärkeren Maschinen ausgestattet. Seit der alte Ludwig- Donau-Main-Kanal durch Kriegsschäden 1944 nur noch in Teilabschnitten befahrbar war, hatte das Ohmwerk sowieso an Bedeutung verloren - es wurde seit den 1950er Jahren kaum noch genutzt.

So stellte man den Betrieb des Ohmwerks im Januar 1964 einstellt - also offenbar noch vor dem Wegfall der Stromversorgung.


Die Restaurierung

Bei der Führung am Denkmaltag wurde erklärt, dass man europaweit keinen anderen Schiffsdurchzug mehr entdeckt habe, der elektrisch betrieben wurde - es ist also europaweit einmalig.

Trotzdem wurde die Anlage  viele Jahre vernachläßigt, die Geräte rosteten vor sich hin. Ab 1985 engagierten sich Freiwillige - der Arbeitskreis Schiffahrtsmuseum Regensburg e.V.. Dieser Verein betreut die (weiterhin im städtischen Eigentum stehende) diesen Treidelschiffsdurchzug.

Ab 2000 war das Ohmwerk optisch soweit hergerichtet, dass es im Rahmen von Führungen wieder gezeigt werden konnte.

Ab 2009 arbeitete der Verein und eine Gruppe der Hochschule Regensburg daran, die Anlage technisch zu reaktivieren - eine interessante Episode, deren Einzelheiten Sie bei einer Führung nachfragen können. Bei dem Tag des offenen Denkmals gab es interessante Gespräche mit Besuchern, die damals mit der Restaurierung zu tun hatten.

Nach aufwändiger technischer Renovierung ist die Schiffswinde seit Juli 2012 wieder funktionsfähig.

Um das zu demonstrieren, wurde eigens ein Schleppkahn hergerichtet und  am 21. Juli 2012 durch die Brücke gezogen. Damit bewies der Elektrische Schiffsdurchzug an der Steinernen Brücke offiziell wieder seine Fähigkeit, fast 100 Jahre nach seiner ersten Inbetriebnahme.


Die mysteriöse Name "Ohmwerk"

Zu einem Phänomen aber fand ich keine befriedigende Antwort: wieso der Name Ohmwerk.

In der Ausgabe 1849, also Band 13 des Historischer Verein für Oberpfalz und Regensburg fand ich auf Seite 428 folgende Formulierung, die mich stutzig machte:


"In Folge der Bauten für den hiesigen Freihafen wurde der runde Thurm nächst dem kleinen Salzstadel an der steinernen Brücke und die anstoßende Stadtmauer abgebrochen Diesen Thurm ließ nach Gumpelzhaimer's Chronik (Th II S 1044) im Jahre 1610 der Rath zur Aufbewahrung des Zugwerkes der Winden und Seile für die geladenen Schffee so durch die Brücke gezogen werden sollen erbauen. In dessen Nähe befand sich auch (Gumpelhaimer Th II S 1358) das Ohmwerk oder die Am, eine Art Aichanftalt für die Weine von dem Worte Am,  ein Maß bei Getränken (s.  Westenrieder's Glossarium germanico-latinum S 12).  In einer, dem Vereine gehörigen Abbildung der freien Reichsstadt RegenSburg von G: Bahre v. J. 1630 wird dieser Thurm als der Ohmthurm be zeichnet..."

Das macht fast den Eindruck, als ob der Name Ohmturm vom (nicht damit identischen) Ohmwerk kommt dessen Name wiederum nichts mit dem Schiffsdurchzug zu tun haben scheint, sondern mit einer Eichanstalt für Weine.

Wenn diese Annahme wiederum stimmt, dann war die Namensgebung für den elektrischen Schiffsdurchzug etwas missverständlich, wenn nicht verfehlt.
Obwohl vom Autor dieser Zeilen stammend, waren die Überlegungen nicht so verkehrt. Die Fastschon-Lösung fand ich jedenfalls in einem ganz neuen Aufsatz  (1999) des historischen Vereins, der im Internet auf der Seite heimatforschung-regensburg.de in vollem Wortlaut abrufbar ist
Dort heißt es auf Seite 56 unten:
"Kurz vor dem Windenhäuschen mit dem Ohmwerk (Am Wiedfang 5 a) befand
sich das Ohmtürlein. Ohmtürlein und Ohmwerk sind nach dem ehemaligen Ohmturm
benannt, der sich unmittelbar westlich des Amberger Salzstadels erhob. Er
wurde 1610 von Grund auf neu errichtet. Der Name Ohm rührt von der ehemaligen,
in unmittelbarer Nähe am Wiedfang befindlichen Salzohm her, wo das Wiegen
und Eichen der Salzfässer stattfand. Der Name ist vom mittelhochdeutschen Wort
„Ome" abgeleitet, das soviel wie „Maß" bedeutet.
"
Und weiter heißt es:
"Der Name „Ohm" wurde auch auf die Umgebung des Wiedfangs bezogen und so schließlich auf die Schiffswinde, mit der die Boote stromaufwärts über die Strudel und durch die Brücke gezogen wur-den. Seit 1914 wurde das Ohmwerk elektrisch betrieben.  Aus dieser Zeit stammt auch das Windenhäuschen mit seinem auf die Donau ausgerichteten Beobachtungserker ... "
(
Zitat aus: Die Befestigung der Reichsstadt Regensburg und ihr Wandel bis zum Ende des 19. Jahrhunderts von Helmut-Eberhard Paulus, 1999)
Also eine Namensverfärbung, speziell in Regensburg. Womit klar ist, warum ich sonst in Deutschland nirgends eine Verbindung Schiffsdurchzug und Ohmwerk fand.
Aber: Damit scheint es mir aber immer noch so zu sein, dass in wissenschaftlichen wie auch in allgemeinen Ausführungen die Begriffe durcheinander gebracht werden. Denn gemäß dem o.g. älteren Aufsatz aus 1849 verstand man unter dem OHMWERK eben nicht die Schiffswinde, die sich im Ohmturm befand, sondern die benachbarte Eichanstalt.

 Das deutet darauf hin, dass erst mit dem neuen (elektrischen) Schiffsdurchzug die Namen verwechselt wurden - vielleicht auch absichtlich, wer weiß. Aber vorher hatte man unter dem Namen Ohmwerk eine andere Vorstellung als die Schiffswinde.



Auszug aus VHVO Band 13 (1849)

Man sollte in in Aufsätzen über den früheren Schiffsdurchzug vielleicht besser nicht mehr vom Ohmwerk sprechen. 


  • 1559 - 1849 Erster Schiffsdurchzug (ab 1610 im Ohmturm)
  • 1914 - 1964 Zweiter Schiffsdurchzug (Ohmwerk genannt)

Besichtigung des Ohmwerks

Die Anlage kann nur nach Voranmeldung von Gruppen besichtigt werden.
Zuständig ist das Schiffahrtsmuseum:
http://donau-schiffahrtsmuseum-regensburg.de/index.php?page=12


Links:

Webseite Schiffahrtsmuseum mit Unterseite Schiffsdurchzug:
http://donau-schiffahrtsmuseum-regensburg.de/index.php?page=12
mit interessanten alte Fotos! 

Bilder vom Eisenbahnerlebnistag 2016

Malerisches Hinterland - zwischen Lappersdorf und Tremmelhausener Höhe

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Fotos vom 05.10.2016 von einer Gegend, in die man sich als Altstadtbewohner selten verirrt - dem nördlichen Hinterland zwischen Lappersdorf-Kareth und Tremmelhausener Höhe.
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Zeitreise in das Jahr 1807 - Regensburger Plan von Mayr

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Regensburg im Jahre 1807 - die Stadt befand sich noch innerhalb seiner Stadtmauern, obwohl es 1803 seinen Status als freie Reichsstadt verloren hatte und ein Fürstentum geworden war. Aber es sollte noch zwei Jahre dauern, bis Napoleon 1809 die Stadt bombardiert und Regensburg kurz danach (1810) Teil von Bayern werden würde, so dass sich die Bürger endlich nach außen hin ausbreiten können.

Denn Jahrhundertelang war Regensburg innerhalb seiner engen Stadtmauern gefangen.Der Nachteil eines "Stadtstaates", bzw. wie man damals sagte, einer "freien Reichsstadt".

Es gibt einen Plan von Mayr aus dieser Zwischenzeit von 1803 bis 1810, und es ist spannend, die vertrauten Winkel von Regensburg aus diesem Blickwinkel zu sehen.

Da war außerhalb des Jakobstors noch keine Bebauung -  nur der Schießplatz und die Reste der Richtstätte waren da, die Prüfeningerstraße ging durchs Grüne. Eine Maximilianstraße gab es noch nicht, da Napoleon dieses Gebiet noch nicht bombardiert hatte. Dementsprechend auch keinen Ausgang in der Stadtmauer an der Stelle, wo es heute zum Bahnhof geht. Den wiederum gab es natürlich auch noch nicht, die Bahn eroberte erst in den 1870er Jahren unser Land.

Seht euch mal um. Als ich vor einiger Zeit eine hochauflösende (aber nicht zoombare) Version dieses seltenen Plans von Mayr entdeckte, machte ich Screenshots von den einzelnen Teilen und speicherte sie als eigene Bilder ab. So könnt ihr bequem durch das Regensburg in 1807 spazieren.



Die Stadtmauer- und Stadtgrabenecke zwischen der heutigen (damals nicht existierenden) Martin-Luther-Straße und der heutigen (damals auch nicht existierenden) Maximilianstraße. Kein Finanzamt, nur Felder, durch diedie  Landshuter Straße und die Luitpoldstraße gingen. Dort, wo der rote Punkt  Keplers Monument zeigt, geht heute die Maximilianstraße zum Bahnhof; das Keplerdenkmal wurde etwas nach rechts versetzt, als man die Bahnhofs-Allee schuf. Die kleine rote Kirche am "neuen Katholischen Gottesacker" ist das Peterskirchlein zwischen Bahnhof und heutiger Andreasstraße. Das rote dreiflüglige Haus in dem Park (heutiger Schlosspark) war das deutschlandweit bekannte Haus des Gelehrten Sternberg, das heute nicht mehr existiert.


Die Kloster-Anlage von St. Emmeram, seit kursten kein Kloster mehr, in Kürze (1810) zum Fürstlichen Schloß von Thurn und Taxis mutierend. Die Waffnergasse rechts daneben endet in einer Sackgass. Erst später wurde hier nach rechts ein Durchbruch geschaffen - das Helenentor, das über die Helenenbrücke (über den Graben) und die Helenenstraße (vorbei am späteren Englischen Fräuleingebäude) zur heutigen Kumpfmühler Straße ging. Die Kumpfmühler Straße gab es damals auch nicht. Und die rosa Flächen: links das Mittelmünster, das damals noch existierte und 2 Jahre später zerstört wurde, und rechts das Obermünster, das im zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört wurde.




Das Gebiet um das Ostentor.

Die Altstadt. Bedenkt, dass die Karte gesüdet ist, also Süden ist oben. Die Karte ist "verkehrt herum". Der Neupfarrplatz wurde in den 70er Jahren "bereinigt", also jede Menge Häuser abgerissen und ein Kaufhaus gebaut. Hier seht ihr noch den alten Grundriss, den manche von uns sogar noch in Erinnerung haben.



Die Jahninsel ging damals noch nicht durch. Oberer Wöhrd und unterer Wöhrd waren stärker getrennt. Unten in Blau der Ort "Stadt am Hof", damals und noch hundert Jahre länger ein eigener Ort und nicht Teil von Regensburg - außer das Katharinenspital. Das gehörte rechtlich stets zu Regensburg, und es gab eine kleine Tür zwischen Brücke und Spitalgelände, so dass man nicht den Grenz-Schlagbaum passieren musste, um ins Spital zu gelangen.  Statt am Hof wurde zwei Jahre später beim Kampf Napoleon gegen Franzosen gewaltig beschädigt - die Grundrisse weichen deshalb stellenweise ab (vor allem ganz unten am Rand)

In Rot der Untere Wöhrd, in blau das Stadt am Hof und Grieser Spitz.





Die linke Brücke ist die Eiserne Brücke. Wie ihr seht: das Gebiet um Donaumarkt und um das spätere Kolpingshaus sah damals ganz anders aus. Aber hier war nicht Napoleon (1809) schuld, sondern der zweite Weltkrieg und die allgemeine Stadtentwicklung.


Diese Karte fand ich in den letzten acht Jahren meiner historischen Regensburg-Recherchen erst sehr spät und war eine riesige Überraschung für mich. Eigentlich, dachte ich, gibt es erst nach 1810 Vermessungen und exakte Pläne, im Auftrag der bayerischen Regierung, die die neu-erworbene Stadt Regensburg natürlich vermessen musste. So hatte ich nicht erwartet, eine vermessungsähnliche Karte aus der Zeit davor zu finden (außer der anonym geschaffenen Karte, die als codicon 400 registriert ist) Bis ich vor Jahren erstmals diese Karte entdeckte.

Aber erst mit dem kürzlichen Fund einer hochauflösenden Version kann ich mit dieser Karte vernünftig "arbeiten". Wenn ich bei der Suche nach geschichtlichen Ereignissen (z.B. die Beschädigung durch Napoleon 1809) den unterschied zwischen Regensburg vor dem Ereignis und dem Regensburg nach dem Ereignis herausfindne will, hilft mir diese Karte sehr.



So grün ist Regensburg - Spaziergang an der Donau

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Noch ist alles grün. Ein Spaziergang an der Holzlände in Reinhausen zeigt schöne Impressionen vom Grieser Spitz und Stadtamhof.




















Wilde Magie der Bilder - noch bis 4. November

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Die herrlichen Bilder der drei Künstler aus Ecuador sind noch bis 4. November zu sehen. Ich habe angefragt, ob ich Fotos von  einzelnen Bildern zeigen darf, insbesondere von den Details - um meinen Lesern zu zeigen, dass es sich hier um hochwertige Werke handelt. Ich bekam die Erlaubnis. Für weitere Fotos gibt es einen Link am Ende.




Noch bis 4. November: Ausstellung Wilde Magie im Aurelium in Lappersdorf (Foyer)

Öffnungszeiten (laut Veranstaltungsseite):
  • Freitag 13-17 Uhr
  • Samstag 13-17 Uhr
  • Sonn- und Feiertage 11-17 Uhr
  • und während anderer Veranstaltungen



Er wirkt nachdenklich, der Affe, der auf einem sterbenden Baum sitzt, im Hintergrund der schon völlig abgestorbene Wald. Ein bekanntes Bild in der Heimat des Künstlers

Nicolás Herrera wurde 1961 in Los Andes, einem kleinen Dorf im Norden Ecuadors geboren. Dieser Ort hat noch die charakteristischen Züge seiner vielfältigen Heimat bewahrt. Los Andes liegt in der Provinz von El Carchi. Dort hat er schon sehr früh von alten Erzählungen und Mythen gehört, die von fantastischen Wesen, Elfen oder Geistern berichteten, die an den Hängen der Anden umherwandeln sollen. Er sagt, dass man da gewesen sein muss, um die Farben, die er in seinen Malereien einsetzt zu verstehen. Als Kind musste er nur sein Fenster öffnen und es bot sich ihm eine Augenweide an Sinneseindrücken. Wie er sagt, lernte er dabei erst richtig sehen.













Hier ein Bild von Boris Ordóñez mit Ausschnitten




Weitere Bilder: hier auf der Seite der PanamericanArte-Galerie
http://www.panamericanarte.com/boris-ordonez/

Öffnungszeiten

(Das sind die Öffnungszeiten des Aureliums, wo diese Ausstellung stattfindet, nicht der Original-PanamericanArte Galerie in der Altstadt):

Freitag 13-17 Uhr
Samstag 13-17 Uhr
Sonn- und Feiertage 11-17 Uhr
sowie während anderer Veranstaltungen (Veranstalter: Markt Lappersdorf in Kooperation mit der PanAmericanArte-Galerie/Regensburg)




Mit der Kunst-Ausstellung „Magia Silvestre – Wilde Magie vom 2. Oktober – 4. November 2016 präsentieren sich namhafte Künstler aus Ecuador mit Ihren Werken im Foyer des Lappersdorfer Kultur- und Begegnungszentrums AURELIUM. Nicolas Herrera aus Ibarra, sowie Eduardo Segovia und Boris Ordóñez aus Cuenca zeigen Malereien und Kunstkeramiken ihrer Heimat. Die Ausstellung entstand in Kooperation der Gemeinde Lappersdorf und der PanamericanArte Galerie

Der verschollene Hafenkanal

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Gab es ihn wirklich, und wenn ja, wie sah er aus - der verschollene Kanal, der die Steinerne Brücke umgehen sollte? Und der im oberen Bereich erweitert gewesen sein soll, den Schiffen also möglicherweise als Hafen diente?

Ausschnitt aus Regensburg, Weltchronik von Schedel, 1493 ff
 Mit diesem Artikel will ich keine Forschung betreiben, sondern nur dem Durchschnittsleser diese - eigentlich spannende - Geschichte  vorstellen, die sonst nur den Fachleuten und wenigen Interessierten bekannt ist. Einzelheiten können Sie u.a. in den beiden unten genannten Fachaufsätzen lesen, die freundlicherweise in vollem Wortlaut im Internet zur Verfügung stehen.



Rund um den südlichen Brückenkopf


Kanaltheorie

Die früheren Regensburger Geschichtsforscher, vor allem Th. Gemeiner und A. Schmetzer, gingen  von diesem Hafenkanal aus.  Aber nicht, weil sie entsprechende Informationen in den Unterlagen fanden, sondern nur wegen eines Bildes. Ein Holzstich von Wolgemut, mit einer Stadtansicht von Regensburg von Norden her.

Der Stich war  im Jahre 1493 erschienen, war also schon ein jahrhunderte altes "historisches" Bild, als es  die Forscher  auswerteten.

In diesem Bild sieht man zwei Einmündungen, vor und nach der Steinernen Brücke. Es hätten auch Abflusskanäle sein können, oder der Vitusbach, aber man vermutete, dass diese Einmündunen zu einem Umgehungskanal zur Steinernen Brücke gehören.


Man nahm außerdem eine hafenartige Erweiterung am Wiedfang 1 an, basierend auf den Ansichten von Bahre (1630) und Schedel-Wolgemut (Bauer, S. 206)

An dieser Stelle, dem Wiedfang, stand das einstige Gasthaus zum schwarzen Elefanten. Während alle übrigen Gebäudebegrenzungen parallel oder senkrecht zum Fluß gerichtet waren, weist der Schmalflügel dieses Hauses eine Abschrägung seiner östlichen Giebelfront auf. Das deutet darauf hin, dass  ein von der Donau abzweigender Schiffskanal in die Stadt eintrat, und dass gleich anschließend, also  am heutigen Wiedfang, eine hafenartige Erweiterung zum Anlegen der Schiffe angenommen werden dürfe.




1829, so ergibt eine der Quellen der Geschichtsschreibunge (Freytag/Hosang I/46) hat man das Brückzollhaus erkauft und eingerissen, dabei entdeckte man, dass die Steinerne ursprünglich 16 Brückenbogen hatte, nicht nur die für uns alle sichtbaren 15 Bögen. Der für uns sichtbare ersten Brücken-"Pfeiler" ist eigentlich der zweite. Der erste Pfeiler wurde also irgendwann überbaut, dort steht jetzt der Brückturm, und links und rechts mittlerweile Amberger Salzstadel und der (Regensburger) Salzstadel.

Es lief also früher mal Wasser durch, dort, wo jetzt Wiedfang, Brückstraße, Thundorfer Str. ist. Die Forscher Gemeiner, Gumpelhaimer und Schuegraf vermuteten einen Kanal.


1925 entwickelte Adolf Schmetzer dann eine ausgefeilte Theorie, abgedruckt in den Schriften des "Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg"

Ich komme nun zu meiner eigentlichen Aufgabe: Wie war die Oertlichkeit unseres Wiedfang beschaffen? 
Da stehen sich bei unseren angesehensten Stadtgeschichtsforschern 2 Meinungen schroff gegenüber: Karl Theodor Gemeiner, dann Gumpelzhaimer und Schuegraf behaupten, es sei oberhalb der Steinernen Brücke ein schiffbarer Kanal hereingegangen, hätte den oben genannten Häuserblock mit der Georgskapelle und die beiden Salzstädel umflossen und sich erst unterhalb der Brücke wieder mit der Donau vereinigt, so daß also die erwähnten Gebäude auf einer Insel gestanden wären. Graf Walderdorff und Pohlig suchen nachzuweisen, daß ein solcher Kanal überhaupt nicht vorhanden gewesen sein könne, und daß der Wiedfang lediglich eine Einbuchtung oberhalb der Brücke gewesen sei ohne jegliche Fortsetzung nach unterhalb.
Die älteren, gegen Süden gesehenen Ansichtspläne der Stadt, die mir zur Verfügung standen, sind folgende: Die Schedlsche Chronik von 1493. Ein Plan von 1580 ohne Namen, aus dem fürstl. Archiv. Der große Holzschnitt von Kirchmeier von 1589. Die Pläne von Peter Opel von 1590 und von Jakob Hufnagel von 1594. Ein Kupferstich im Wert Civitates Orbis Terrarum von Braun und Hogenberg, zwischen 1573 und 1610

Die 2. Frage, ob ein Schiffahrtslanal bestand und wie er verlief, ist nicht so einfach zu lösen. Von den fünf genannten Ansichtsplänen enthält einzig die Schedl'sche Chronik eine leise Andeutung hierüber: bei der Wiedfang-Einfahrt scheint durch Linien eine landeinwärts gerichtete Wafferbewegung dargestellt zu sein und weiter unten, oberhalb der hölzernen Brücke, in derselben Weise ein Wasserauslauf. Die übrigen 5 Pläne geben keinen Aufschluß.

Einen Schritt vorwärts bringt uns der älteste, amtlich vermessene Stadtplan von 1812, in seiner geometrischen Genauigkeit ein äußerst wertvoller Stützpunkt topografischer Forschungen ....
(hier folgen Ausführungen z.B. zum Gatterl und den aufgefundenen 16. Brückenbogen, auf dem der Turm heute steht) ...

Der verschollene 16. Brückenbogen ist also einwandfrei festgestellt. Er kann nur den Zweck gehabt haben, die bei der Brückenerbauung 1135 — 46 noch breiter fließende Donau, deren rechtseitiges Ufer im Vergleich mit dem heutigen Zustand hier um etwa 25 m weiter zurücklag, ohne wesentliche Einschnürung zu überspannen; denn ohne einen
solchen zwingenden Anlaß wäre seine Ausführung unterblieben. Damit ist im Zusammenhalt mit den schon erwähnten anderen Anhaltspunkten die Frage nach dem Bestehen des Schissahrtstanals beim Wiedfang mindestens seit Anfang des 12. Iahrh. in bejahendem Sinn gelöst Man braucht nur von der Wiedfangeinfahrt eine Linie auf den 16. Brückenbogen zu ziehen und nach abwärts bis zum Anschluß an die alte Uferlinie zu verlängern.

(bis hierher: Aufsatz Adolf Schmetzer, Der Wiedfang an der Steinernen Brücke, VHVO  75, 1925 http://digital.bib-bvb.de/view/bvbmets/viewer.0.5.jsp?folder_id=0&dvs=1476012128293~301&pid=1113579&locale=de)
In diesem Aufsatz gab es auch zwei Zeichnungen, eine mit dem vermuteten Kanal, und eine die die "spätere" Ansicht von 1812 zeigte.



So hat sich Schmetzer den Hafenkanal vorgestellt
Skizze aus seinem Beitrag in VHVO 1925, S. 75 ff


Das sei der Zustand, den Schmetzer aus dem Lageplan von 1812 rekonstruierte
Dort sah man auch das Gatterl, dieseltsame Linie parallel zur Thundorfer Straße, bestehend auszwei Reihen von Pfählen

Und in weiterer Ausführung kommt Adolf Schmetzer zu dem Schluss:
"Aus den Plänen und örtlichen Merkmalen ergibt sich somit das
im Lageplan dargestellte Bild des Wiedfangkanals. Da nach dem
Merianplan, der den Bestand zwischen 1630 und 40 darstellt, die Eckhäuser
an der jetzigen schmalen Verbindung zwischen Fischmarkt und
Goldener-Bären-Straße erst später entstanden sind, wäre auch ein unumgänglicher,
geräumiger Holzlagerplatz an dieser Stelle nachgewiesen.
Offenbar hat hauptsächlich die obere Hälfte des Kanales dem Umschlag
vom und zum Schiff gedient, nicht nur für Holz, sondern auch für
Salz und andere Kaufmannsgüter; das beweisen u.a. der große Holzkran,
Kräncher genannt, der unmittelbar unterhalb der Steinernen
Brücke stand, und die drei dortselbst vorhandenen Tore in der Stadtmauer;
ein 4. Tor, nach Gemeiner das kleine Wassertor, war oberhalb
der Hölzernen Brücke" (Adolf Schmetzer, 1925)

Diese Schlussfolgerungen waren aber gar nicht so zwingend, wie Schmetzer tat. Sie passten eigentlich nicht zum Bild von Wolgemut aus der Weltchronik und den dort verzeichneten Einmündungsstellen -  und gerade dieses Bild war ja der entscheidende Anlass für die Kanaltheorie.


Trotzdem wurde fortan diese Ansicht in den Büchern oder Aufsätzen  kolportiert.

Dass die Einmündungen bei späteren Stadtansichten nicht mehr auftaucht, sondern nur noch eine gerade Ufermauer zu sehen ist, sagt dabei nicht viel. Es könnte eben sein, dass der Kanal zwischen 1500 und 1600 zugeschüttet wurde.

Der Kanaltheorie auf den Zahn gefühlt

Spannend wurde es dann 1988.

Seit 1985 liefen die Sanierung des Salzstadels durch die Stadt Regensburg. Im Rahmen der hierzu  Untesuchungen wurden auch Statik und Boden geprüft; 1987 bis 1988 gab es deshalb Grabungen und Radaruntersuchungen in diesem Bereich (Fotos in untenstehendem Aufsatz)


Die Suche bei den Brückenkopf-Renovierungsarbeiten im Jahr 1988  gestaltete sich schwierig, man suchte nach einer breiten Rinne hart am Ufer.  Wie sich herausstellte, gab es wohl tatsächlich eine Fahrtrinne, viel schmäler als vermutet und weiter stadteinwärts.


Es gibt zwei Aufsätze über diese Untersuchungen, jeweils von Dr. Lutz-Michael Dallmeier, eine aus 1988 und eine aus 2011. In diesen Fachaufsätzen stecken die Informationen darüber, ob und wie es den Hafenkanal gab. Und erstmals gibt es eine verlässlichere Skizze über den Verlauf des Kanals. Dort können Sie auch Details und Fotos von den Grabungen ansehen:


1988: Aufsatz von Dr. Lutz-Michael Dallmeier
"Archäologische Untersuchungen im Regensburger Salzstadel - Neues zum mittelalterlichen Schiffskanal",
http://www.heimatforschung-regensburg.de/2279/    bzw.  direkt zur pdf:
http://www.heimatforschung-regensburg.de/2279/1/1107021_DTL1744.pdf
2011: Aufsatz von Dr. Lutz-Michael Dallmeier und Matthias Hensch: "Geheimnisse der Steinernen Brücke. Neue archäologische Aufschlüsse zur mittelalterlichen Bebauung des südlichen Brückenkopfes"
in: Denkmalpflege in Regensburg Band 12, Regensburg 2011,
auch online lesbar hier auf www.academia.edu (Sie können die vielen Aufforderungen, auf Buttons zu klicken, ruhig ignorieren. Der Text ist direkt auf der Webseite lesbar, Sie müssen nur nach unten scrollen)


Dr. Lutz-Michael Dallmeier wies zunächst  darauf hin, dass man die überlieferte Kanaltheorie  kritischer sehen und untersuchen müssen, so wie es schon Dr Wanderwitz getan hatte. Im Laufe der Ausführungen aber bestätigte er die Existenz des Kanals:

Gewißheit verschaffte erst die Zusammenschau aller Detailpläne gegen Ende der Untersuchung: In den Profilen zeichnete sich nun in unmißverständlicher Klarheit  ein Querschnitt durch den Kanal ab, welcher entgegen der anfänglichen Vermutungen in der Nordhälfte der Ausgrabungslinie erfaßt war Rätsel gaben ein paar Pfähle auf. Möglicherweise Reste der römischen Uferbefestigung. Möglich ist eine noch ältere Uferanlage (Ländeplatz) aus karolingischer Zeit, die schon Gemeiner vermutete, für die es haber keien handfesten Belege gibt.

Die Rinne war viel schmaler als gedacht, nur 3 m breit. Das sei aber breit genug für Schiffe.

Aber wo verlief der Kanal?

Entsprechende Skizzen und Pläne fand ich in dem zweiten Aufsatz von 2011. Ich kann aus urheberrechtlichen Gründen die Pläne und Fotos nicht kopieren. Ich habe aber den Plan auf einen google-earth-Screenshot übertragen - ansonsten können Sie über obigen Link den Originalaufsatz ansehen.



In einer zweiten Version habe ich die übrigen Details aus der Skizze auf das Luftbild übertragen - in dem zweiten Aufsatz wurden nämlich andere Örtlichkeiten als der Kanal untersucht:

Rund um den südlichen Brückenkopf




Aus welchem Jahr stammt der Kanal?

Den genauen Zeitpunkt für diese Rinne konnte man nicht definieren, aber eine Eingrenzung war möglich.

Indizien sprechen für einen Bau kurz nach dem Bau der Steinernen Brücke (Dallmeier, S. 235: Erstellung "in rascher zeitlicher Folge auf den Bau der Steinernen Brücke") und ein ungefähres Ende in der ersten Hälfte des 16.Jahrhunderts)

Der Brückenbau war von 1135 bis 1146, die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts bedeutet 1500 bis 1550.

Also auf gut Deutsch: zwischen 1146 und 1550. Ungefähr.



Wo taucht der Kanal - oder das Ufer - in früheren Ansichten auf?

Vor allem in der Schedelschen Weltchronik. Dort ist  eine der ältesten und wertvollsten historischen Ansichten unserer Stadt. 1493, kurz nach der Erfindung des Buchdrucks erschien dieses an die Allgemeinheit gerichtete Werk von Hartmann Schedel, und enthielt sowohl zusammengetragenes Wissen als auch eigens für das Buch erforschte Wissen. Der Stich stammt von Michael Wolgemut
. Ich habe allerdings verschiedene Ausführungen des Stichs in verschiedenen Auflagen des Buchs (oder Spezialdrucke auf Blättern) gefunden:






Regensburg aus Weltchronik von Hartmann-Schedel




Eine kolorierte Ausgabe der Weltchronik
Ein eigenständiger Stich außerhalb des Buchs



Oberer Eingang des Hafenkanals (Blick von Norden nach Süden)
Ausschnitt aus der Darstellung von Regensburg, in Schedelsche Weltchronik, ca 1493
Holzschnitt von Michael Wolgemut





Unterer Ausgang des Hafenkanals (wahrscheinlich zu weit links dargestellt)




Eine äußerst gut erhaltene Version der Schedelschen Weltchronik wurde hochauflösend eingescant und als  zoombare Ansicht auf bavarikon zur Verfügung gestellt: http://bavarikon.de/object/BSB-BAR-0000000000117650 . Das ist mit Abstand das beste Digitalisat dieses Regensburg-Bildes, das ich im Laufe der Jahre im Internet fand.

Aber Vorsicht - andere Scans sind auch bedeutsam, da es sich nicht um verschieden gute Scans desselben Holzstichs (oder Buchseite) handelt, sondern manchmal auch von verschiedenen Holzstichen oder Buchseiten.

Es gibt streng genommen kein "Original", wie die Beispiele oben zeigen.


Der vermutete Hafenkanal in der Schedelschen Weltchronik - Zufluss? (es hätte natürlich auch ein Kanaleinlauf sein können, denn was hinter den Häusern ist, kann man nicht erkennen)


Das vermutete Ende des Hafenkanals, weiter flussabwärts bei der Thundorfer Straße, kurz vor der damals Hölzernen Brücke (heute Eiserne Brücke, den Turm gibt es nicht mehr). Hier wurde aber schon lange angenommen, dass die Lage nicht stimmen kann und zu weit flussabwärts liegt.







Seltsamerweise taucht dieser hier ganz deutliche Kanal in späteren Ansichten nicht oder nicht so deutlich auf, was die Historiker natürlich beschäftigte.

Beispiel: bei diesem Stich von Valegio, der ungefähr aus dem Jahr 1600 stammt, sieht man keinen  deutlichen Kanal:

Das ist Regensburg, wurde nur versehentlich als Straubing bezeichnet - eine in Fachkreisen* bekannte Verwechslung aus der Anfangszeit der Stadtansichten. (* in Fachkreisen, wohlbemerkt. Bis ICH da durchblickte, hatte ich tagelang Zustände der Verwirrung bei meinen Recherchen)



Ausschnitt aus dem Bild von Valegio

Sogar die stark vereinfachte Darstellung von Regensburg in dem Bild "Elsula Alpina", 1502, deutet Kanaleinmündungen an - wozu ich seltsamerweise nirgendwo Erwähnungen fand.

Elsula Alpina, 1502, mit Regensburg in der Mitte
Holzschnitt von H. Süss  nach C. Celtis aus Quatuor libri amorum, Nürnberg, 1502
Das Buch Quator libri amorum (kurz AMORUM) ist ein Werk mit Liebesgedichten  bzw. Lobpreisungen (Liebe an die 4 typischen Ansichten Deutschlands, die der Autor bereist hat)  und hatte nicht den Zweck, dem Leser Städteansichten zu zeigen oder geographisches Wissen zu vermitteln. Das Bild gehört zum  zweiten der vier Liebes-Bücher, also die zweite Tafel, mit Sicht nach "Süden" und dem Titel "Alpen". Elsula ist der Name der Frau, die er mit dem Süden verbindet. Der Dichter Celtis lebte und arbeitete zeitweise in Regensburg, daher wohl das Regensburgbild in der Mitte. Das 1198 gegründete München war ihm offenbar nicht so wichtig. München wurde erst vier Jahre später zur Hauptstadt von Bayern, als dieses Werk gedruct wurde

Ein Stich von Hufnagel zeigt nur andeutungsweise eine Einbuchtung, die eine bestehende oder ehemalige Hafeneinfahrt gewesen sein könnte:



Auszüge aus der Zeichnung von Hans Georg Bahre "Abriss der Stadt Regensburg im Jahre 1630", die Ihr auch im Welterbe-Besucherzentrum im Salzstadel ansehen könnt (siehe auch speziellen Artikel im Regensburger Tagebuch: Historisches Regensburg: 8 Meter Darstellung der Stadt 1630)
 zeigt nur noch gerade, befestigte Ufermauern (wie auch andere Stadtansichten)
Auszug aus Abriss der Stadt Regensburg im Jahre 1630, Bild 3.2 (Ausschnitt)
 und, sozusagen rechts anschließend:
Auszug aus Abriss der Stadt Regensburg im Jahre 1630, Bild 3.3 (Ausschnitt)


Dann die Stadtansicht von Kirchmaier, 1589, 6 Holzstiche, die eine Gesamtansicht von Norden ergeben "Warhafftige Contrafactur des heiligen Römischen Reichs Freistatt Regenspurg mit Irer Gelegenheit gegen Mitternacht“, http://regensburg-historisch.blogspot.de/2014/01/1589-warhafftige-contrafactur-des.html zoombare Version auf: http://www.bavarikon.de/object/bav:BSB-BAR-0000000000118505

Hier der einschlägige Ausschnitt:

 


und ein Ausschnitt aus der Regensburg-Ansicht in Merians "Topographia", 1646


Und die wohl älteste Regensburgdarstellung: Hans Part, Belagerung von Regensburg, Teil aus dem Tafelbild Babenberger-Stammbaum, zeigt Regensburg nur symbolisch und hilft deshalb von vornherein nicht weiter:

Hilft nicht viel: die Regensburg-Ansicht von Hans Part


Ach ja: der Aufsatz von Schmetzer:


http://digital.bib-bvb.de/view/bvbmets/viewer.0.5.jsp?folder_id=0&dvs=1476012128293~301&pid=1113579&locale=de#

Lost Places im Stadtosten

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Stadtosten an der Bahn, 21. September 2016. Die Gebäude sind gekündigt und geräumt, die Gegend wartet auf eine Neubebauung. Ich benutze eine paar Sonnenstunden, fahre mit Yorki dort hin, und dokumentiere den Stand der Dinge..








Wenn die Natur einbricht - skurrile Szenerie

















Wenn man als Fotograf geduldig ist und lange genug  stehen bleibt, kann man alle Stadien einer Pflanze ablichten:

















Diese Kleingartensiedlung musste vor ein paar Jahren hierherziehen, weil man am ursprünglichen Ort, ein paar hundert Meter weiter hinten, bauen wollte.  Bisher tut sich allerdings nichts.

















Eine historische Verwechslung - Regensburg und Straubing

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Es tauchte bei meinen Internet-Recherchen immer wieder auf: ein  Bild von Francesco Valegio, betitelt mit Ratisbona, also Regensburg.

In Wirklichkeit gab es eine Verwechslung. Jemand hat Straubing und Regensburg verwechselt.

Wie ich im Laufe der Recherche herausfand, wurde in dem Buch "Universus terrarum orbis ...", einem mehrbändigen Geschichtsbuch aus den Jahren um 1713,  Straubing als Regensburg und Regensburg als Straubing bezeichnet, und zwar INNERHALB des Stichs, also nicht im Begleittext.

Man könnte also auch vermuten: nicht der Buchautor hat das Buch verwechselt, sondern derjenige, der vorher schon die Stiche machte. Und der Buchautor hat auf die falschen Stiche zurückgegriffen.

War es so?



Die beiden verwechselten Valegio-Bilder Regensburg und Straubing


Der Irrtum ist wohl nur unter  Fachleuten bekannt, aber auch nicht bei allen. Folgende Version eines eigenständigen Stichs (also keine Buchseite)  wurde beispielsweise auf ZVAB von einem Buchhändler als "Regensburg, Radierung von Valegio, ca 1600, 8,5x13cm) angeboten

Stich von Valegio, in Wirklichkeit Straubing zeigend

In Wirklichkeit ist es ein Kupferstich, zeigt aber trotz des Titels in Wirklichkeit die Stadt Straubing.

Das Bild fand ich schon früher im Internet, z.B. auf Auktionsseiten. Ich speicherte es in meiner digitalen Sammlung und rätselte eine Zeitlang verzweifelt, aus welcher Himmelsrichtung denn hier "mein" Regensburg gezeigt wird. Irgendwie passte nichts. Ich benutzte sogar google-earth in 3D-Ansicht und probierte alle möglichen Perspektiven. Erfolglos.

Bis ich irgendwann mal den Stich als Angebot des Antiquariats Wenner fand. Und hier erfolgte der Hinweis "Straubing, versehentlich als Regensburg bezeichnet". Der erste Hinweis, der weiter half. Jetzt war klar, dass ich mir hier einen Wolf nach Übereinstimmung mit Regensburg suchen kann.

So blieb das Bild als Kuriosum in meinem Hinterkopf - und auf meiner Festplatte

Als ich vor kurzem an der TIME-LINE für meine Webseite "Regensburg historisch" arbeitete, wo ich für jedes Bild einen datierten Artikel anlege, und dabei dieses Bild im Jahre 1713 einordnete, stieß ich wieder auf dieses Phänomen - und auf weitere Ungereimtheiten. Dann eher zufällig merkte ich, dass da noch eine ähnliches Bild auf meiner Festplatte war - ebenfalls gefunden als Angebot bei Wenner, diesmal aber "Regensburg, versehentlich als Straubing bezeichnet".



Das versehentlich als Straubing bezeichnete Regensburg
Und jetzt ist es wirklich Regensburg, ganz deutlich erkennbar, und das STRAUBINGA im Stich ist natürlich falsch.

Hier wurde mir erstmals bewusst, dass es zwei verschiedene Bilder gibt, von Regensburg und von Straubing, jeweils INNERHALB des Stichs (und nicht nur in einem Begleittext) verwechselt. Mir war das bis dahin nicht aufgefallen.

Die Recherche beginnt

Nun war ich neugierig. Gibt es neuere Versionen mir richtiger Bezeichnung? Wer ist dieser Valegio? Wie entstanden die Bilder? Nur durch diese zwei Hinweise des Antiquariats kam ich darauf, Recherchen zu diesem Bild anzustellen und die Verwechslung zu dokumentieren.

Was mir weiterhalf war ein weiteres Bild von Straubing  in meiner digitalen Sammlung, diesmal aber als Teil einer Buchseite, ein ähnliches Bild wie folgendes


Screenshot eines antiquarischen Angebots des Stichs von
Valegio, Straubing/Regensburg, als Teil einer Buchseite



Das Buch

Das führt zur Frage: was ist das für ein Buch. Ich forschte und kam langsam dahinter: es ist das
Universus terrarum orbis scriptorum calamo delineatus ; Band 2 (wichtig!)
Autor / Hrsg.: Savonarola, Raffaello
Verlagsort: Patavia//Padua// | Erscheinungsjahr: 1713
Signatur: 2852951 Hbks/E 34-2 2852951 Hbks/E 34-2
Permalink: http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10802868-3 [PDF-Download][OPAC][DFG-Viewer]
Man muss aufpassen, dass man im 2. Band (2. Theil) sucht, sonst erscheint auf der Seite 389 etwas anderes. Denn dieses Werk ist eine mehrbändige Geschichtsbuch-Reihe. Und das Bild ist aus Band 2.

Und dort  fand ich dieses Bild von Straubing, das versehentlich als Regensburg bezeichnet wird. Hier ist der Direktlink:

http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10802868_00437.html


Das Buch findet man (in zwei Scan-Versionen) auch im public-domain-Archiv www.archive.org, dort blätterbar, herunterladbar, einbindbar. Ich habe eine farbige Version des zweiten Bandes gefunden:

screenshot www.archive.org


screenshot von Seite 589 (Straubing, versehentlich als Ratisbona bezeichnet)



Wo aber kommt das Regensburg-Bild her?

Wo kommt nun aber der Stich von dem echten Regensburg her, das versehentlich als Straubinga bezeichnet wurde.

Dasselbe Buch, also der zweite Band, Tomus II? Oder aus einem anderen Band? Eine spätere Auflage von Band 2 ( ich bildete mir sowieso ein, dass ich irgendwann mal zu einem Regensburg-Stich gelesen hatte, dass es nur in der Anfangs-Auflage mit Straubing verwechselt wurde)?

Oder steckte die Verwechslung in einem - unabhängig vom Buch existierenden - Stich (hätte ja sein können, dass nur einer der Stiche für das Geschichtsbuch verwendet wurde, als es eben um ein geschichtliches Ereignis bei Regensburg ging und man ein Bild von Ratisbona benötigte).

Ich fand beim Durchblättern des Buchs zunächst nichts. Das Buch war nicht nach Orten gegliedert, wie ich gehofft hatte, sondern nach geschichtlichen Ereignissen. Ich hätte alle möglichen Scans aller möglichen Auflagen aller möglichen Bände auf google-books und archive.org durchblättern müssen.

Das war mir zuviel und ich schrieb eine Anfrage an das Antiquariat.  Aber noch in derselben Nacht blätterte ich nochmal den sechsten Band durch und wurde fündig: auf Seite 532 des Buchs war das gesuchte Bild, das Gegenstück zu Straubing, das echte Regensburg (versehentlich als Straubinga bezeichnet):


screenshot von Seite 532 (Regensburg, versehentlich als Straubing bezeichnet)
https://archive.org/stream/universusterraru02savo#page/378/mode/2up

Also:
  • auf Seite 532 wird Regensburg gezeigt, aber als Straubing (Straubinga) bezeichnet
  • auf Seite 589 dagegen wird Straubing gezeigt, aber als Regensburg (Ratisbona) bezeichnet.
Alles innerhalb derselben Auflage. Dies herauszufinden, war schon ein Stück Arbeit. Hätte ich doch nur nicht weiter gesucht.


Direkteinbindung des Buchs von archive.org
mit voraufgeschlagener Seite 532





Regensburg im Jahre ... ja was?

Ich habe einen hochauflösenden Screenshot von dem Regensburg-Bild auf dieser Seite erstellt. Hier ist er - mit einer historischen Ansicht von Regensburg, versehentlich als Straubing gekennzeichnet:

Das ist Regensburg, vom Künstler versehentlich als  Straubing angesehen

Die Notiz auf dem Stich heißt: "Straubinga Bavariae Opp: conditum 1208". Das bedeutet "Straubing Landstadt von Bayern gegründet 1208". Die Angabe könnte sich auf die (um 10 Jahre verrutscht wiedergegebene) Gründung der Straubinger Neustadt 1218 beziehen (Danke an Martin Kempter für diesen Hinweis)

Bleibt noch die Frage, ob auch die Ansicht dem Jahr 1713 entspricht oder älter ist. Der Stich könnte älter sein, oder die Vorzeichnung bzw. Vorlage, von der kopiert wurde.

Ich vermutete zunächst ersteres, also 1713.

Weitere Nachforschungen überraschten mich. Und zwar gewaltig. Und lehrten mich viel über Buchdruck, Städteansichten und Verlagswesen nach 1500.


Wer ist Francesco Valegio?

Ich fand keinen Wikipedia-Eintrag, aber er taucht auf vielen Antiquariatsseiten oder auf Kunstportalen auf. Die Angaben waren äußerst verwirrend. 1560-1611? oder 1598 – 1643? bei Christies heißt es geboren 1560. Manchmal hieß das Todesdateum 16xx

Die Standard-Feststellung ist: Francesco Valegio, geboren 1560 in Venedig, war als Maler und Kupferstecher im frühen 17. Jahrhundert in Venedig tätig.

Aber das würde bedeuten, dass hier nicht das Regensburg aus 1713 (oder 1712 etc) gezeigt wird, sondern ein viel älterer Stich, der hier für  das Geschichtsbuch verwendet wurde. Das würde ferner bedeuten, dass hier ein Regensburg aus der Zeit um 1600 gezeigt wird .

Und so scheint es zu sein, wie ich herausfand.

In einem wissenschaftlichen Buch von Martin Knoll (Die Natur der  menschlichen Welt, Auszug über google-Books.) fand ich beispielsweise eine Stelle die darauf hindeutet, dass der Autor des Buchs Universus terrarum, Alphonsus Lasor a Varea ,  im Jahre 1713 diverse Stadtansichten "auf der Vorlage von Francesco Valegio" erstellte, also die Stiche schon länger existierten (und dass Stiche und Zeichnungen immer wieder kopiert wurden, um sie für neuere Bücher zu verwenden, ist in Fachkreisen bekannt).

Und auch bei anderen Stadtansichten aus diesem Buch, die von Antiquitätenhändlern im Internet angeboten werden, heißt es oft:

Copper engraving. Published in Padua in 1713; "Universus Terrarum Orbis scriptorum Calamo Delineatus". Alphonso Lasor à Varea. Previously published by Francesco Valegio 1596. 
Damit waren die Angaben des eingangs genannten Buchverkäufers gar nicht so falsch, wenn er den Stich auf 1600 datierte. Denn um diese Zeit herum publizierte Valegio seine Drucke.

Die beste Information über die Person Francesco Valegio fand ich dann im British Museum:

Francesco Valegio (Biographical details)
Francesco Valegio (printmaker; Italian; Male; 1598 - 1627; fl.

Also known as
Valegio, Francesco; Vallegio, Francesco; Valezo, Francesco; Valesio, Francesco; Valesius, Franciscus
Biography

Engraver, etcher and print dealer. Active in Venice. He had a shop in the Spadaria.
Partnership with Catarin Doino c.1606-1614. Pesenti (p.27) records proceedings by the 'Esecutori contro la Bestemmia', 1610, when the two of them, both described as 'incisori' were fined 10 ducats.

Almagià noted him as purchaser of old plates which he reissued with altered dates.
Produced maps, book illustrations.
Bibliography

M. Bury, 'The Print in Italy 1550-1625', British Museum, London 2001, p.235 (whence the following notes)
War der Irrtum älter?

Die Verwechslung gab es also schon um 1600, nicht erst 1713. Aber von wem und warum?

Dass  es seine eigene Verwechslung war, ist wahrscheinlich, da die Bezeichnungen INNERHALB des Stichs und nicht in irgendwelchen Buch-Begleittexten zu finden ist. Und da der Stich nicht extra für das Buch gemacht wurde, sondern über 100 Jahre älter ist, kann es mit der Erarbeitung des Buchs nichts zu tun haben.

Bei Martin Knoll fand ich einen interessanten Hinweis:

Den Umstand, dass ein Holzschnitt in der 1594er Ausgabe von Sebastian Münsters "Cosmographia" irrtümlich Straubing abbildet und im Titel als Regensburg bezeichnet, wertete Paulus als Indiz für eine im 16. Jahrhundert noch immer geringe Bekanntheit der Regensburg-Ikonografie (S. 274, Martin Knoll, Die Natur der menschlichen Welt ...
Und in der Fußnote dazu:

Dieser Fehler wurde in Peter de Berts Comentarii rerum germanicarumübernommen (Abbildung 44), während der bereits 1572 erschienene erste Band der Braun/Hogenbergschen Civitates orbis terrarum das gleiche Motiv mit richtiger Zuschreiben verwendet hatte (vgl. Abbildung 11)

... Mit derlei Verwechslungen mussten die regionalen Nachbarstädte offensichtlich leben.

Eine stark typisierte vermeintliche Profilansicht Straubings von Francesco Valegio in Lasor a Vareas Universus Terrarum Orbis zeigt recht eindeutig die hydografische Situation Regensburgs ... (a.a.O., FN 594)

Fortsetzung folgt

Noch bis 30.11. - Ausstellung "America" in PanamericanArte-Galerie

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Hinweis auf eine noch laufende Ausstellung amerikanischer Künstler in Regensburg:


América
Retrospektive von 18 Künstlern des amerikanischen Kontinents

PanAmericanArte Galerie
 
24.09. - 30.11.2016
Do./Fr. 14:00-19:00 Uhr, Sa. 11:00 - 17:00 Uhr




Ort: PanamericanArte Galerie
Watmarkt 6, Regensburg (gegenüber Eingang Turmtheater)



Verschwende deine Zeit nicht mit Gedanken über das, was andere angeht

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Frage an den Leser: was haben folgende philophische Betrachungen einer berühmten Persönlichkeit mir Regensburg zu tun?:

Verschwende deine Zeit nicht mit Gedanken über das, was andere angeht, es sei denn, daß du jemand damit ersprießlich sein kannst.
Du versäumst offenbar notwendigere Dinge, wenn dich nichts weiter beschäftigt, als was der und jener macht und aus welchem Grunde er so handelt, was er sagt oder will oder anstellt.
So etwas zieht den Geist nur ab von der Beobachtung seiner selbst. Man muß alles Eitle und Vergebliche aus der Kette der Gedanken zu entfernen suchen, vorzüglich alle müßige und nichtswürdige Neugier, und sich nur an solche Gedanken gewöhnen, über die wir sofort, wenn uns jemand fragt, was wir gerade denken, gern und mit aller Offenheit Rechenschaft geben können, so daß man gleicht sieht: hier ist alles lauter und gut und so, wie es einem Gliede der menschlichen Gesellschaft geziemt, hier wohnt nichts von Genußsucht und Lüsternheit, nichts von Zank oder Neid oder Mißtrauen, nichts von alle dem, wovon der Mensch nur mit Erröten gestehen kann, daß es seine Seele beschäftige.


Und ein solcher Mensch--dem es nun ja auch nicht an dem Streben nach Auszeichnung fehlen kann--ist ein Priester und Diener der Götter, der Gewinn aus dem inneren Gottesbewußtsein zu ziehen weiß, so daß ihn keine Lust beflecken, kein Schmerz verwunden, kein Stolz berücken, nichts Böses überhaupt reizen kann; er ist ein Held in jenem großen Kampf gegen die Leidenschaft und eingetaucht in das Wesen der Gerechtigkeit vermag er jegliches Geschick von ganzer Seele zu begrüßen.
Ein solcher Mensch aber denkt selten und nur, wenn es das allgemeine Beste erfordert, an das, was andere sagen oder tun oder meinen. Sondern die eigene Pflicht ist der einzige Gegenstand seines Tuns, so wie, was ihm das Schicksal gesponnen im Gewebe des Ganzen, der Hauptgegenstand seines Nachdenkens. Dort hält er Tugend, hier den guten Glauben.
Und in der Tat ist jedem zuträglich, was sich mit ihm zuträgt nach dem Willen des Schicksals. Stets ist er eingedenk, daß alle Vernunftwesen einander verwandt sind, und daß es zur menschlichen Natur gehört, für andere zu sorgen. Nach Ansehen strebt er nur bei denen, die ein naturgemäßes Leben führen, da er ja weiß, was die, die nicht so leben, sind, wie sie´s zu Hause und außer dem Hause, am Tage und bei Nacht und mit wem sie ihr Wesen treiben. Das Lob derer also, die nicht sich selber zu genügen wissen, hat für ihn nicht den geringsten Wert.

Marc Aurel, Selbstbetrachtungen

Das Zitat stammt aus dem Werk Selbstbetrachtungen, und damit von Marc Aurel, ehemaliger römischer Kaiser und faktischer Gründer der Stadt Regensburg.

Denn Marc Aurel entschied sich im 2.Jahrhundert, am Donaubogen das  Legionslager "Castra Regina" zu errichten, ein Vorgang, der immer auch gleichzeitig mit der Ansiedlung einer begleitenden Zivilsiedlung einhergeht.

Als die Römer später abzogen, verschmolz das Militärlager (Altstadtbereich zwischen Dachauplatz und Bachgasse) mit der Zivilsiedlung (ab Bachgasse nach Westen) zum späteren Rataspona, Regensburg.



Young Folks' History of Rome illus326
Marc Aurel



Marc Aurel war sowohl römischer Kaiser als auch Philosoph, Wissenschaftler, Gelehrter. Marc Aurel, der im Jahr 121 nach Christus geboren wurde, beschreibt in seinen berühmten Schrift namens "Selbstbetrachtung" eine sehr schöne Kindheit, die er unter anderem seinen Erzieher Diognetus verdankte. viele kluge Gedanken, die immer noch gültig sind.

Ein wirklich lesenswertes Werk, das man kostenlos im Internet findet.

Links:



Ein sonniger Herbst-Sonntag und Offene Ateliers

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Es war ein herrlicher Herbsttag in Regensburg. Bis in den Abend hinein gingen oder saßen die Leute in der Altstadt. Ich verband einen längeren Spaziergang mit dem Besuch einiger offener Ateliers. Die meisten waren aber außerhalb der Altstadtgrenzen, so dass ich zuwenig  Fotomaterial für einen gesonderten Artikel habe. Ich belasse es also bei den Impressionen, die ich an diesem Tag eingefangen habe.




Krebsgasse
Denkmalgeschütztes romanisches Wohnhaus Salzburgergasse 2


Wolfram Schmidt in seinem Fotostudio und Atelier, Ludwigstraße 6

Wolfram Schmidt, Fotograf

Wolfram Schmidt vor seinen eigenen Werken
http://www.wsfoto.de/museumsfotografie-und-kunstfotografie.htm



Die Pustetpassage ist wieder-eröffnet!

Pause im Palletti, das wieder seine frühere Verglasung bekommen hat







Oh - was sehe ich da: der Bauplatz für die neue Synagoge. Die Zeitung berichtete ja schon, dass der Startschuss gefallen sei. Es fehlt die Mauer, die hier bisher den Blick auf den Platz der zerstörten Synagoge verwehrte








Seitlich einfallendes Sonnenlicht - das muss man ausnutzen. Und so fotografiere ich Allerweltsmotive wie den Dom und in's Licht getauchte Fassadenspitzen









Das neue Glasdach in der Pustet-Passage:
Pustetpassage mit neuem Glasdach. Im Palletti sei es jetzt heller, sagte man mir.


Ich besuchte auch Ateliers im Kunstverein GRAZ und am Augustinerplatz, habe hier allerdings keine Fotos gemacht.

Folgende Fotos stammen nicht aus der Altstadt, sondern sind bei einem Vormittagsspaziergang mit Yorki entstanden. Sie zeigen das Gebiet der ehemaligen Nibelungenkaserne, dort wo jetzt die BOS residiert. Die beiden Gebäude dahinter sind mittlerweile bezogen, andere im Bau, die Grünanlagen sind fertiggestellt. Hier folgt ein gesonderter Artikel, den ich schon seit Monaten plane.









Stehengebliebene Zeit




Erzählkonzert für Kinder - Die Geschichte von Jazzkäppi

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Ein actionreiches Konzert für Kinder und solche, die es gerne wären.

Jazz für Kinder:
Die Geschichte vom Jazzkäppi


im Rahmen des Jazzfestivals Bayern 2016

22. Oktober um 14 Uhr
im Leeren Beutel


„Die Geschichte vom Jazzkäppi“ ist ein Erzählkonzert von Helmut Nieberle und Gabriele Marchl. Es ist gedacht für Kinder ab 8 Jahren.  Premiere hatte diese "Geschichte vom Jazzkäppi" 2015 im dreimal ausverkauften Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie.

Dargeboten wird dieses Musikmärchen von Musikern der Berliner Philharmoniker und Helmut Nieberle (Gitarre, Komposition, Arrangement): Martin Stegner (Viola), Manfred Preis (Klarinette) Raphael Haeger (Klavier), Esko Laine (Kontrabass)  sowie dem Erzähler Thomas Wittmann (Berliner Ensemble).

Die zur Geschichte gehörige Musik hat Helmut Nieberle eigens für die kleinen großen Musiker/innen immer arrangiert, oft auch komponiert.

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Künstlergruppe KuBuS feiert das 10 Jährige!

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Es war einer der ersten Artikel in diesem Blog: die Fotoreportage über die Künstlergruppe KuBuS bzw. ihre Jahres-Ausstellung, damals noch in Laaber.




Ich freue mich außerordentlich ankündigen zu können, dass die Gruppe jetzt ihr 10-Jähriges feiert.  Auch freue ich mich, dass die Ausstellung im sympathischen Zehentstadel in Hemau stattfindet.

Das menschliche Da-Sein
10 Jahre KuBuS Laaber
Ausstellungseröffnung
29.10.2016, 19.00 Uhr
Zehentstadel, Hemau
 

  • Laudatio: Dr. Thomas Feuerer
  • Musik: Benedigt Dreher (Fagott)
Danach ist die Ausstellung  wegen der eingeschränkten Öffnungszeiten im Zehentstadel nur an folgenden drei Terminen besuchbar:

30.10., 5.11., 6.11.2016
jeweils 14.00 bis 18.00 Uhr.

Künstler:
Hans Ferstl, Reiner Fritsche, Elfi Göpfert, Rudi Lichtinger,
Ingrid Müßig, Brigitta Schmidt

Veranstaltsort:
Kulturstadel Hemau e.V.
Propsteigaßl 4
93155 Hemau
kontakt@kulturstadel-hemau.de
www.kulturstadel-hemau.de


Screenshot aus der Veranstalterseite Kulturstadel Hemau; dort steht allerdings eine falsche Uhrzeit

Dor y Liberdade - Leid und Freiheit. Ab 3.11. im Cafe Rehorik.

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“Dor y Liberdade” – “Leid und Freiheit”

Aquarelle des brasilianischen Malers
José Andrea de Almeida aus Paraty/Brasilien

03.11. - 17.01.2017
Tägl. 10:00 – 18:00 Uhr

Ort: 190°Cafe Rehorik
Brixener Hof 6, Regensburg









Eine historische Verwechslung Teil 2 - Regensburg und Straubing

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Was bisher geschah:

Wie wir im ersten Teil sahen, haben der Kupfertecher F. Valegio um 1600 herum bei seinen  Städteansichten die Orte Straubing und Regensburg verwechselt. Diese falsch titulierten Stichte wurden in dem Buch  "Universus terrarum orbis" verwendet - ein Buch aus dem Jahre 1713, das eine Sammlung von Städteansichten enthielt.

Ferner: im Laufe der Nachforschungen hatte ich einen Hinweis darauf entdeckt, dass es eine Regensburg-Straubing-Verwechslung schon in der "Cosmographia von Münster" gab.

Also forsche ich weiter, indem ich mir  Münsters Cosmographia vorknöpfte. Hier knüpfe ich an.


Die Cosmographia universalis


Das Buch "Cosmographia" von Münster (eigentlich sollte man besser sagen "Cosmographia universalis" oder zumindest immer den Namen Münster hinzufügen, damit man es nicht mit der Cosmographia von Peter Apian verwechselt, oder eine der vielen anderen Kosmographien)  ist ein äußerst spannendes historisches Buch. Sebastian Münster legte 1544 dieses weltweit sensationelle Werk vor. Er versuchte eine Art "Weltbeschreibung", zugleich wissenschaftlich als auch allgemeinverständlich. Zwanzig Jahre lang hatte er daran gearbeitet, zusammen mit 120 Standespersonen , Gelehrten und Künstlern.

Im ersten der sechs Textbücher erklärt Münster die mathematische Geographie, die anderen fünf Bücher enthalten Beschreibungen verschiedener Länder anhand geographischer, historischer und kulturgeschichtlicher Notizen. Eine Art Städtebuch, Vorbild für viele andere Autoren solcher Städtebücher, und weltweit übersetzt. Auf die anderen Städtebücher komme ich noch.

Das Werk wurde ständig erneuert, jede neue Ausgabe enthielt mehr Daten und geänderte Daten. Die Ausgaben nach 1550 umfassen mehr als 1200 Seiten und enthalten 62 Karten und 74 Stadtansichten, darunter 26 deutsche Städte.

Und hier verlasse ich die Methode, den Leser am Ablauf meiner Recherche teilnehmen zu lassen. Vielmehr fasse ich zusammen, was ich mittlerweile weiß:


Regensburg in der Cosmographica

Es gibt ein kleines Kapitel über Regensburg (und zwar nur über Regensburg, nicht über Straubing).

Und hier gibt es auch einen Stich, mit Regensburg betitelt. Und siehe da, das ist wieder ein falsches Bild - und zwar wieder Straubing.  Aber ein anderes Straubing-Bild, als das von Valegio später, ca 1600, gestochen wurde.

Der Vordergrund ist anders, der Dom steht anders. Aber  letztlich erkenne ich Straubing.

Ich fand insgesamt drei Versionen des Stichs. Bei den ersten beiden ist unklar, ob aus dem Buch herauskopiert oder als eigenständiger Druck kursierend, aber immer mit Angabe als Regensburg aus Cosmographia; die dritte Version ist ein Scan der kompletten Buchseite mitsamt Bild


Ansicht von Regensburg, 1574, in der Cosmographia von Sebastian Münster; Bild aus Wikipedia bzw. Wikicommons
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Regensburg-Sebastian-Muenster-1574.jpg?uselang=de



Angeblich Regensburg, in der Cosmographia, kolorierte Version
http://www.columbia.edu/itc/mealac/pritchett/00generallinks/munster/germany/xregensburg1600.jpg
http://www.columbia.edu/itc/mealac/pritchett/00generallinks/munster/germany/aa_germany.html





Die einzelne Buchseite aus der 1574er Cosmographia, so wie hier, gefunden auf Vintage-maps.com
http://www.vintage-maps.com/de/antike-landkarten/europa/deutschland/muenster-deutschland-bayern-regensburg-1574::11555

Übrigens: die Seitennummer oder Kapitelnummer  DCCCLXXXIX ist in kleinen Buchstaben gedruckt - ich wusste gar nicht, dass man römische Zahlen auch klein schrieb.


http://www.vintage-maps.com/de/antike-landkarten/europa/deutschland/muenster-deutschland-bayern-regensburg-1574::11555




Bei den ersten beiden Bilder sehen Sie, dass die Daten mit 1574 und 1600 angegeben wurden - also lange Zeit nach der Erstauflage. Im Gegensatz zur Regensburg-Straubing-Darstelling im Buch von Braun und Hogenberg wurde hier der Fehler nie korrigiert.

Unglücklicherweise konnte ich die Bilder bisher nie direkt in Buch-Scans entdecken. Ich fand irgendwann das Kapitel Regensburg in der Erstausgabe, aber dort ohne dieses Bild. Die im Internet gefundenen Bilder müssen also aus späteren Auflagen stammen.

Die verschiedenen Versionen und ihre Fundstellen im Internet sind auf dieser Webseite gut zusammen gefasst: http://www.univie.ac.at/Geschichte/China-Bibliographie/blog/2011/01/01/munster-cosmographiae-universalis-libri-vi/
Über diese Seite fand ich die Erstausgabe 1544:http://www.e-rara.ch/doi/10.3931/e-rara-883 (downloadbar als PDF, 244 MB). Und die Ausgabe im Jahr darauf, 1545: http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/content/titleinfo/193012   (downloadbar als PDF). Ferner gibt es die Ausgabe 1544 auf archive.org: https://archive.org/details/bub_man_11b03d11d783622cfdb59473f35bcef0.

Man findet dort Kapitel Regensburg, aber ohne den gewünschten Stich (zu sehen ist nur das Wappen, ferner ein kleines Bild, das aber als Symbolbild bei vielen Städten benutzt wird.

Eine andere 1544 Auflage PDF-Seite 526 von 756, Beginn 3. Drittel,


Aber das ist ein Randproblem, denn ganz offensichtlich gibt es dieses Bild und es stammt  aus der Cosmographia von Münster, egal welche Auflage.

Und es zeigt  Straubing, ähnlich wie beim Valegio-Bild, aber etwas anders!


Und offenbar gab es damals bereits eine Verwechslung zwischen Straubing und Regensburg. Wahrscheinlich nicht erst in der Redaktion, aber das konnte ich bis heute nicht aufklären. Aber was ich heute weiß: solche Ortsverwechslungen gab es in damaligen Werken auch bei anderen Städten - z.B. bei Koblenz.

Speziell zur Cosmographie gilt: Sebastian Münster hatte eine Vereinbarung mit mehr als 100 Autoren getroffen, für ihn Reiseberichte und Ortsansichten aus aller Welt zu fertigen und zu sammeln. Und er hat viele Persönlichkeiten angeschrieben und um Informationen und Ansichten ihrer Städte gebeten.

Regensburg-Straubing Verwechslung auch in anderen Klassikern

Ich suchte also in anderen Städteansichten und wurde stets erneut überrascht: das falsche Regensburg-Bild taucht immer wieder auf.

Städtebuch von Abraham Saur, hier Erstauflage 1585
Theatrum urbium : warhafftige Contrafeytung und summarische Beschreibung vast aller Vornehmen und namhafftigen Stätten, Schlössern und Klöster, wann dieselbige ... erbauwet ... worden
Autor / Hrsg.: Saur, Abraham
Verlagsort: Franckfort am Mayn | Erscheinungsjahr: 1595
Scan einer Ausgabe in der Staatl. Bibliothek Regensburg: http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb11095230-8
Das Theatrum Urbium stammt aus der Feder von Wolfgang Jobst (1521-1575) und
Adam Saur (1545-1593).  Das Theatrvm Vrbivm erschien ab 1585 in immer wieder ergänzten Ausgaben teils unterschiedlicher Verfasser.


Nochmals Saur, hier eine viel spätere Auflage 1658

Städtebuch von Abraham Saur, hier Auflage 1658, gefunden auf google-books, Kapitel Regensburg, mit Bild von Straubing, aber versehentlich als Regensburg (Regenspurg) betitelt


Städtebuch von  Städtebuch P. Berti,  ab 1616
Commentarium rerum Germanicarum, Buch 3.
(auch Peter de Bert; dass Berti manchmal mit zwei i geschrieben ist, liegt am Genitiv - wir würden sagen "Bertis kommentiertes Germanien)

Ich habe viele Scans verschiedenster Buchauflagen dieses Buchs auf google-books und anderenorts gefunden, und überall ist das falsche Straubing-Regensburg-Bild zum Kapitel Regensburg abgedruckt. Eine Korrektur erfolgte offenbar nie.

Städtebuch P. Bertii, Commentarium rerum Germanicarum, Buch 3.






Eine andere Auflage der Commantarium von P. Berti



und wieder eine andere Auflage. Der Fehler wurde hier offenbar nie korrigiert




Städtebuch von Rauw
(oft auch Rau bezeichnet) in verschiedenen Auflagen
Abraham Saur - Theatrum urbium, ab 1595
Das Buch ist ein kompilatorisches Werk ist – zusammen getragen, wie es schon im Titel heißt, der Verfasser hat keine eigenen Forschungen anstellen wollen (während Sebastian Münster um wissenschaftliche Genauigkeit bemüht war).  Saur übernahm einen Großteil der  Illustrationen aus zwei maßgeblichen Städtebüchern, nämlich  Hartman Schedels Weltchronik (1493) und Sebastian Münsters Cosmographia (1544).
Auf S. 142 wird Regensburg behandelt und das falsche Straubing-Bild gezeigt - wie schon in anderen Werken, z.B. der Cosmographia










 Interessant war noch die Entdeckung des mir bislang unbekannten Buchs von

Kieser u. Meisner - Thesaurus philopoliticus, 1623  
 (bzw. neu herausgegeben als "Sciographia cosmica", ab 1638)

Vom Jahre 1623 an gab der Frankfurter Kupferstecher Eberhard Kieser in zwei Folgen von je acht Heften ein sehr zierlich gestochenes Städtebuch in klein quer - 4° heraus 
Thesaurus philopoliticus (auch Thesaurus Philo-Politicus, deutscher Titel „Politisches Schatzkästlein“ und nach 1638 Sciographia cosmica) ist eine Sammlung von Kupferstichen bzw. Radierungen mit Stadtansichten (Veduten), die Daniel Meisner als Dichter und Eberhard Kieser als Kupferstecher und Verleger ab 1623 in Frankfurt am Main veröffentlichten (nicht verwechseln mit Thesaurus philosophicus, ein ganz anderes Werk, selbst in Fachaufsätzen habe ich diese Verwechslung gesehen)
https://de.wikipedia.org/wiki/Thesaurus_philopoliticus
 Der vollständige Titel der ersten Ausgabe von 1623 lautet – lateinisch und deutsch: „THESAURUS PHILO-POLITICUS. Das ist: Politisches Schatzkästlein guter Herren und bestendiger Freund.“
Im Gegensatz zu den damals bekannten Sammelwerken mit historischen Stadtansichten legten Autor und Verleger vor allem Wert auf die Emblemszenen im Vordergrund jeder Abbildung und auf die daran anknüpfenden Sinnsprüche in Versform. Die Stadtansichten waren nur schmückender Hintergrund. 

Auf das Buch bin ich durch ein Angebot des Antiquariats Wenner gestoßen, das wieder dieses mysteriöse Straubing-Bild enthielt, diesmal mit einem Sensenmann im Vordergrund


Hier stieß ich auf denNamen "Sciographia Cosmica", ein mir bislang unbekanntes Buch. Nach eifriger Suche fand ich dann ein Exemplar des Buchs im Internet,  und irgend wann dann auch endlich die Seite mit dem Bild. Hier aus der PDF-Datei extrahiert, und zwar als kolorierte Version:

public domain, ihr könnt das Bild frei verwenden, beschneiden, kopieren etc.


Städtebuch von Braun/Hogenberg, Civitates Orbis Terrarum

In diesem wirklich berühmten Werk von Braun und Hogenberg,  Civitates Orbis Terrarum, das von 1572 bis 1516 erschien, ist Regensburg und Straubing in den Erstauflagen falsch bezeichnet, danach richtig.

Die Bilder muss man mühsam suchen. Sie sind etwas versteckt, denn es gibt kein eigenes Kapitel über Regensburg, und auch ein Register fehlt, also musste ich viel blättern. Fündig wird man auf Seite 42 unten.







Alle diese Stiche gibt es natürlich nicht nur als Teil von Buchseiten, sondern kursierten bzw. kursieren noch heute auch als eigenständige Drucke


Hier ein paar weitere Beispiele des Straubingbildes, die man als Angebote von Antiauriaten im Intenet findet - teilweise richtig, teilweise falsch bezeichnet:














Fortsetzung folgt


Regensburger Almanach 2016 - und die Geschichte des Regensburger Almanach

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In diesem Artikel berichte ich über den neuen Regensburger Almanach, dessen Buchpräsentation im Thom-Dittmer-Auditorium, und ich präsentiere den Versuch einer "Geschichte des Almanachs", nachdem es hier noch nichts "Fertiges" gibt und doch viele meiner Bekannten nicht viel über den Almanach wissen.

Der Almanach 2016

Der Regensburger Almanach 2016 ist da. Er hat den Titel "Regensburg ist alt und jung zugleich" und gibt somit den Themenschwerpunkt wieder.

Das traditionsreiche Jahrbuch wurde am 19. Oktober im Thon-Dittmer-Auditorium vorgestellt - die am Buch beteiligten Autoren waren anwesend und gaben auf Wunsch Autogramme. 

Josef Roidl vom Gietl-Verlag übergibt den neuesten Regensburger Almanach
Die Reden waren durchgängig kurzweilig und (jedenfalls für mich) stellenweise bewegend. Das liegt daran, dass es das Buch brennende soziale Themen anreißt, ferner, dass die Redner nicht nur  talentiert sondern auch als engagiert bekannt sind.


 
OB J. Wolbergs

OB Wolbergs sah die wichtigen gesellschaftlichen Themen im Almanach vertreten, wie die Gedanken und Erlebnisse der jungen Flüchtlinge oder auch die internationale Jugendkonferenz in Regensburg, in der rund 100 junge Menschen aus aller Welt ihre Zukunftsvisionen darlegten.


Prof. Dr. Morsbach mit - wie üblich unterhaltsamer - Ansprache

 Und was den Herausgeber und Macher des Buchs betrifft, also den Kunsthistoriker Dr. Morsbach, so zitiere ich hier statt aus der (wie üblich amüsanten) Rede aus seinem Vorwort zum Buch:
... Auch dieser Almanach von Michaeli 2015 bis Michaeli
2016 – jahrhundertelang war der 29. September Ende
und Beginn des Geschäftsjahres – spannt wieder ein Panorama
unserer städtischen Gesellschaft: das aktuelle
Regensburg mit Ereignissen und Persönlichkeiten; Regensburg
als Stadt des internationalen Spitzensports;
die schillernden Facetten der Geschichte, die von der
frühen Luftfahrt und die beiden Männer im Holzball,
das Schicksal zweier KZ-Überlebender, die vergeben
konnten, und den Bauboom der Nachkriegszeit bis zum
legendären Jazzclub in Kneiting reichen.
Und dann das Reizthema schlechthin, das hauptsächlich
unter an und für sich seriösen Herren zwischen Mitte
50 und Mitte 60 in wenigen Minuten heftige Diskussionen
mit roten Köpfen, erhobenen Stimmen und zunehmend
glasig-seligen Blicken hervorruft: die Studentenkneipen
der ersten 15 Universitätsjahre! Freilich finden
auch Literatur, Musik und Theater wieder ihren vergnüglichen
und angemessenen Raum ...

Auditorium Thon-Dittmer-Palais

Was ist eigentlich der Regensburger Almanach?

Seltsamerweise habe ich nirgends eine Kurzbeschreibung zu dieser Buchserie gefunden.  Keinen Elevator-Pitch, der in ein oder zwei Sätzen einem Neugierigen erklärt, was er hören will.

Für viele Kenner ist der Almanach-Kauf eine Selbstverständlichkeit, sei es für die eigene Sammlung, sei es als Geschenk für Dritte. So macht es z.B. auch der Oberbürgermeister. Ich selbst kaufe immer wieder alte Ausgaben, wenn ich sie beim Buchhändler oder im Antiquariat entdecke.

Aber viele andere kennen die Buchsehrie eben nicht, und die  interessieren sich vielleicht erst mal für den Inhalt. Hier ist er:





Herausgeber Dr. Morsbach, OB J. Wolbergs, Josef Roidl vom Gietl-Verlag


Josef Roidl, seit Jahresanfang alleiniger Geschäftsführer des Gietl-Verlag, aber schon seit über 20 Jahren im Verlag tätig.

Was ist also der Almanach? 

Mangels kursierender Kurzbeschreibungen versuche ich es mit eigenen Worten: ein seit 1967 herausgegebenes Jahrbuch mit Aufsätzen verschiedener Autoren über Themen quer durch Regensburg. Ein privates Projekt, ursprünglich von Josef Ernstberger initiiert. Das Buch wird NICHT von der Stadt herausgegeben, und  enthält im Gegenteil gelegentlich kritische Bemerkungen zur Stadtpolitik.

Wer im einzelnen hinter dem Almanach steht, ergibt sich aus nachfolgender

Geschichte des Regensburger Almanach

(Da musste ich erst mal ganz schön recherchieren - die Recherche hat mir aber viel Wissenswertes offenbart. Folgendes habe ich zusammengetragen:)

Der Regensburger Almanach ist 1967 zum ersten Mal erschienen – und zwar im Walhalla und Praetoria Verlag. Herausgeber war damals Josef Ernstberger.

Josef Ernstberger war gemäß dieser Quelle  Bezirksfinanzpräsident und   als „Aloys Balsamer“ launiger Mundart-Kolumnist in der Mittelbayerischen Zeitung. Geboren wurde die Idee des Almanachs gemäß einem anderen MZ-Artikel beim  Freitagsstammtisch „zum Bratwursteck“ in der Fröhlichen- Türken-Straße.

Die Nachfolge Ernstbergers trat der frühere Regierungspräsident Professor Dr. Ernst Emmerig an .
Ernst Emmerig (1916-1999) war gemäß Wikipedia ein Verwaltungsjurist, Hochschullehrer, Regierungspräsident der Oberpfalz und Heimatkundler. Nebenberuflich befasste sich Emmerig mit der Kulturgeschichte des Egerlandes und gab unter anderem den Regensburger Almanach heraus und war Initiator der Beiträge zur Geschichte und Landeskunde der Oberpfalz. Von wann bis wann er den Almanach führte, konnte ich nicht feststellen. (Vielleicht mal eine Fleißaufgabe für den Gietl, äh, Battenberg, äh MZ-Verlag?)

Ihn löste Dr. Konrad Maria Färber ab, Leiter des MZ-Verlags, Unter ihm wurde der Almanach für einige Jahre stark geschichtslastig, und ähnelte ein wenig der ebenfalls beliebten Buch-Reihe "Denkmalpflege in Regensburg".
Konrad Maria Färber (1941–2013) war deutscher Journalist und Verlagleiter, nicht nur des MZ-Verlags (ab 1992) sondern auch des Universitätsverlages mit der Zeitschrift „Blick in die Wissenschaft“ . Dabei hat er exakt 356 Buchproduktionen betreut, was er auch dann auch später als selbstständiger Verlagsberater mit Büro am Watmark tat. K.M. Färber ist der Bruder von Orphee-Besitzer Neli (Cornelius) Färber und taucht in dessen Orphee-Buch auf: er war der mysteriöse Mrs. Vidoqu, der ein paar Wochen lang in der Küche im Orphee kochte, dem Publikum aber als ein aus Frankreich kommender Spitzenkoch verkauft wurde. Die informativste Quelle über ihn ist ein MZ-Artikel aus 2006 anlässlich seines 65. Geburtstags. Das Orphee-Buch (das ich als Print-Version besitze) soll mittlerweile als Digitalisat kostenlos im Internet erhältlich sein - hier müsst Ihr aber selber suchen.
Dr. Konrad Maria Färber starb im Dezember 2013.  Damit war die Buchreihe gefährdet.

Ab 2013 übernahmen der Gietl-Verlag in Kooperation mit Dr. Peter Morsbach die Reihe

Der Gietl-Verlag Regenstauf übernahm das Projekt aus verlegerischer Sicht -  unter witzigen Umständen. Als Heiner Gietl 2013 wegen der Rechte zum Almanach beim MZ-Verlag anfragte, sagte man sagte ihm, "den Almanach verkaufen wir nicht. Den Verlag können Sie haben". Und so kam es - der Heiner Gietl kaufte den MZ-Verlag (Quelle: diese Geschichte wurde so wie hier schon bei einer früheren Präsentation erzählt und auch bei dieser Veranstaltung wiederholt)

Es war aber noch die Suche nach dem eigenglichen Macher notwendig, dem "Herausgeber", der die Autoren und Themen auswähl und koordiniert. Der Gietlverlag gewann hierfür den  Kunsthistoriker Prof. Dr. Morsbach - der zwar auch einen eigenen Verlag hat, hier aber nur als Herausgeber in Kooperation mit dem MZ-Verlag auftritt. 

Prof. Dr. Morsbach erledigte seine Aufgabe in den letzten Jahren mit Bravour. Er und Verleger Heiner Gietl brachten die Buchserie wieder zu ihrem früheren Schwerpunkt wieder, den es vor Dr. Färber hatte: das Aktuelle Geschehen, das, was während des vergangenen Jahres in Regensburg die Bürger bewegte - Personen, Persönlichkeiten, Kultur und Gesellschaft.

Diese von verschiedenen Autoren beschriebenen Geschehnisse sind vermischt mit allgemeinen sozialen und geschichtlichen Aufsätzen.  Die Auswahl dieser zusätzlichen Themen hängt davon ab, welchen Themenschwerpunkt für das Jahr gewählt wurde, der gleichzeitig- immer der eigentliche Buchtitel ist. 2016 lautet der Buchtitel "Regensburg ist alt und jung zugleich".

Das äußere Format ist gleichgeblieben: Quadratisch und im gewohnten Layout. Wichtig für alle Sammler.

Die im Jahre 2014 erwähnte angestrebte 196 Seiten-Begrenzung konnte aber glücklicherweise nicht eingehalten werden -  2015 waren es 222 Seiten,  und 2016 sind es 232 Seiten. Aber wenn ich meine älteren Almanache durchsehe, findet ich sowieso höhere Seitenzahlen,  von 230 bis über 300 Seiten!?

Morsbach erklärte bei Übernahme im Frühjahr 2014, er werde sich weiterhin des bewährten Stamms an Autoren bedienen, wolle dazu aber verstärkt jüngere Mitarbeiter gewinnen. Wörtlich:
 „Es hat sich vieles bei uns gewandelt, beispielsweise in der Kulturszene. Jüngere Autoren dürften einen besseren Zugang zu neuen Kulturphänomenen haben. Das soll sich auch im Almanach widerspiegeln.“ 
Katharina Lenz und die Anfänge der Studentenkneipen

Übrigens: in der diesjährigen Ausgabe finden Sie auch Aufsätze von Katharina Lenz, unter anderem einen Aufsatz über die ersten Studentenkneipen in Regensburg in den 70er Jahren. Ein beliebtes Thema unter uns älteren Lesern. Im Gegensatz zu meinem Artikel vom Juli, der in facebook heiß diskutiert wurde, geht Katharina Lenz aber auch in die Anfangsjahre zurück, also in die 70er Jahre. Und während ich nur eine unkommentierte Aufstellung präsentiert habe, erzählt die Journalistin Details, die sie aus Interviews mit den Personen erfahren hat. Ein Artikel, der fortgesetzt werden soll - hoffentlich klappt das.


Etwas zum Gietl-Verlag: 

Zum 1. März 2014 übernahm der "Battenberg Gietl Verlag" in Regenstauf, allgemein nur kurz Gietl-Verlag genannt,  sowohl den MZ Buchverlag als auch den SüdOst Verlag. Der Name MZ-Verlag wird aber weitergeführt, so dass es mal heißt, der Almanach erscheine im MZ-Verlag, ein andermal, im Gietl-Verlag und  neuerdings, zwecks restloser Verwirrung, im "Battenberg Gietl Verlag" (Umbenennung am 4.1.2016 in Battenberg Gietl Verlag GmbH).  Eine Kurzform der Geschichte findet man unter http://www.gietl-verlag.de/ueberuns/, ansonsten war meine Quelle die diversen MZ-Artikel der letzten Jahre.

Zum MZ-Verlag: 1950 gründete der Verleger Karl Friedrich Esser den MZ-Verlag, also den Buchverlag der Mittelbayerischen Zeitung. Das Programm wurde von Dr. Färber um Bavarica-Titeln erweitert. Publikationen, Landkreisbücher, Ortskroniken, Heimatbücher, Kochbücher usw. gingen aus der Zusammenarbeit zwischen den Landkreisen und kreisfreien Städten hervor. Überregionale Titel kamen ferner durch Kontakte zur Universität Regensburg hervor.

Zum Titelbild des Almanach 2016

Das Titelbild des Almanach 2016 stammt vom Künstler Roman Pionke. Einige weitere Bilder von ihm waren anlässlich der Buchpräsentation im Thom-Dittmer-Auditorium ausgestellt.


Zu Dr. Peter Morsbach


Professor Dr. Peter Morsbach, Historiker, Denkmalpfleger, Besitzer eines eigenen Verlags, Buchautor, und last-but-not-least: Vorsitzender der Altstadtfreunde Regensburg. Und seit zwei Jahren auch Herausgeber des Regensburger Almanchs.

Zu ihm fand ich keinen zusammenfassenden Zeitungsartikel, auf den ich verweisen könnte, und auch bei Wikipedia gibt es zu Unrecht noch keinen Eintrag. Witzigerweise wurde ich dann bei mir selbst fündig: ich hatte früher schon mal alles zusammengetragen und in einem Artikel auf meiner Webseite "regensburger-personen.blogspot.de" notiert - und auf diesen Artikel kann ich verweisen: http://regensburger-personen.blogspot.de/2014/12/morsbach-dr-peter-morsbach.html



Videos zur Buchpräsentation


https://www.youtube.com/watch?v=teou_8bsxrg




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